Der außergewöhnliche Spiegel stammt aus der Berliner Hofwerkstatt des Lackkünstlers Gérard Dagly und ist in Schloss Charlottenburg zu besichtigen. Schon sehr früh arbeitete die Berliner Hofwerkstatt mit Malerei auf weißem Grund. Der weiß-goldene Spiegelrahmen mit einem Rahmen aus funkelndem Aventurinlack überzieht ein in flachem Relief angelegtes Rankenmuster. Davon heben sich die weißgrundigen Felder mit zarter blauer Bemalung deutlich ab. Die chinesischen Landschaften mit Figurenstaffage schließen unten in Büscheln blühender Pflanzen ab. Vorbild für diese konturlose Malerei in nass lavierter Farbe - die sogenannte "knochenlose Malerei" - ist eine spezielle chinesische Tuschmalerei. Sie ist auf den klassischen Hängerollen zu finden und verzichtet auf durch den "Tuscheknochen" angelegte lineare Strukturen. Das dadurch extrem gestreckte Format macht es notwendig, die Komposition in die Höhe zu staffeln und es finden sich die die typischen Elemente: steil aufgetürmte, im Dunst verschwimmende Felshänge, im Bergversteck einsam gelegene Hütten oder Pagoden, stille Wasserflächen oder angelnde Figuren. Chinesische Tuschbilder waren in der Berliner Kunstkammer nachweislich vorhanden und könnten dem "Kunstkammermeister" Gérard Dagly als Vorlage gedient haben. Sie kommen allerdings in seinem Werk nur spärlich vor und allein der Spiegelrahmen belegt diese besondere Kunstauffassung. Die Blau-Weiß-Malerei hat bereits Zeitgenossen dazu angeregt, hier eine Beziehung zu Blau-Weiß-Porzellan zu sehen. In Schloss Oranienburg sind Werke Daglys beschrieben als "uf porzellan art, weiß und blau". ....Henriette Graf