Aluminiumsegment der Außenfassade des ehemaligen Kaufhauses am Brühl am Leipziger Richard-Wagner-Platz.
Im Jahr 1907 erwarb der Leipziger Architekt Emil Franz Hänsel ein Gebäude samt Grundstück am Brühl Nr. 1, auf dem sich unter anderem ehemals das Gasthaus „Zum roten und weißen Löwen“, die Geburtsstätte des Komponisten Richard Wagners (1813-1883), befunden hatte. Innerhalb nur eines Jahres wurde dort ein siebengeschossiger Kaufhausbau errichtet und am 3. Oktober 1908 als „Kaufhaus Brühl G.m.b.H.“ offiziell eröffnet.
Durch Phosphorbomben (Stabbrandbomben) im Krieg 1943 schwer beschädigt, wurde das Kaufhaus unmittelbar nach dem Krieg zunächst nur provisorisch instand gesetzt. Erst 1968 wurde es als „Konsument-Warenhaus am Brühl“ als größtes Warenhaus der DDR offiziell (wieder) eröffnet.
Die geschwungene fensterlose Fassade, die an den ursprünglichen und unter der Fassade noch existierenden Baukörper angepasst wurde und diesen verblendete, wurde durch hyperbolische Paraboloidelemente aus Aluminium strukturiert, konzipierte vom Leipziger Künstler und Metallgestalter Harry Müller (1930-2020). Dabei wurden jeweils 2 x 5 (B x H) Elemente in einem Stahlrahmen aufgehängt (Vorhangfassade) und der der noch darunter leigenden historischen Kaufhausfassade vorgeblendet.
Das ursprünglich die Metallarbeiten ausführende Unternehmen ließ sich bislang nicht ermitteln, dürfte aber gemäß mehrerer voneinander unabhängiger übereinstimmender Hinweise im Großraum Leipzig ansässig gewesen sein.
Auf Grund der spektakulären Aluminiumfassade wurde das im DDR-Volksmund „Blechbüchse“ genannte Kaufhaus sehr schnell zu einem der architektonischen Wahrzeichen Leipzigs sowie der DDR-Architektur.
Das westdeutsche Gegenstück bildet quasi die ab 1960/61 als Vorhangfassade verbaute Horten-Kachel (firmenintern als "Wabenfassade" bezeichnet).
Im Rahmen der städtebaulichen Umgestaltung und Entwicklung der „Höfe am Brühl" wurde die Aluminiumfassade 2006 als historisch bedeutend eingestuft und sollte für einen Neubau in der bisherigen Dimensionierung des Gebäudes neue Verwendung finden. Im Februar 2010 begannen dann die Abrissarbeiten, wofür die Aluminiumfassade demontiert, aufgearbeitet und teilweise ergänzt wurde um sie bis zur Wiederverwertung einzulagern. Diese Arbeiten wurden von der HKR Systembau GmbH, einem Mittenwalder Spezialbetrieb für Metallfassadenbau, durchgeführt.
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