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Sayner Hütte mit Kunstgussgalerie Eisenkunstguss [Friedhofen 01]
Igeler Säule (Rheinisches Eisenkunstguss-Museum CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Rheinisches Eisenkunstguss-Museum / Thomas Naethe (CC BY-NC-SA)
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Igeler Säule

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Description

Eisenguss der königlich-preußischen Sayner Hütte auf Marmor montiert nach einem Modell von Heinrich Zumpft, um 1830-1840. Eine Plakette auf der Vorderseite des Sockels trägt die Inschrift: RÖMISCHES DENKMAL IN IGEL.
Leihgabe: Familie Peter u. Barbara Friedhofen
Es handelt sich bei dieser Skulptur in Eisenguss, um eine verkleinerte Nachbildung eines römerzeitlichen Grabmonuments der Tuchhändlerfamilie Secundinius. Sie ließen zum Andenken an ihre verstorbenen Angehörigen ein 23 Meter hohes Grabmal in Igel bei Trier errichten. Dieses bis heute erhaltene und wohl bedeutendste römische Grabmal nördlich der Alpen, hat schon seit Jahrhunderten Gelehrte und Künstler beschäftigt und die Aufmerksamkeit von Bildungsreisenden auf sich gezogen. Es beeindruckte Goethe, Napoleon und auch das preußische Königshaus. Preußen förderte in der nach den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 hinzugewonnenen Rheinprovinz das mit Klassizismus und deutscher Romantik wiedererwachte Interesse an Wiederaufbau und Restaurierung antiker Bauten und kümmerte sich auch um die Erhaltung dieses römischen Grabmals. Der für den deutschen Klassizismus maßgeblich prägende Baumeister, Kultur- und Gewerbeförderer Karl Friedrich Schinkel, dem wir etliche Anregungen und Entwürfe zum Eisenkunstguss verdanken, wurde bereits 1816 im königlichen Auftrag nach Trier entsandt, um entsprechende Maßnahmen für die Porta Nigra, die Konstantin-Basilika und auch die nahe gelegene Igeler Säule zu prüfen. Er veranlasste auch deren exakte Vermessung.

Ein umfangreichen Aktenstücks im Bonner Stadtarchiv aus den 1820er Jahren gibt Auskunft über das Engagement Christian Daniel Rauchs, bedeutendster und am preußischen Hofe tonangebender Bildhauer des deutschen Klassizismus und Johann Wolfgang von Goethes für die Planung und Ausführung des Modells der Igeler Säule.
Im Jahre 1829 bringt Georg Osterwald im Koblenzer Verlag Baedeker eine Publikation über „Das Römische Denkmal in Igel und seine Bildwerke mit Rücksicht auf das von H. Zumpft nach dem Originale ausgeführte 19 Zoll hohe Modell...“ heraus. Diese Begleitschrift enthält ein werbewirksames Vorwort von Johann Wolfgang von Goethe sowie Lithographien mit Ansichten der Igeler Säule (nach dem Modell von Zumpft) und dazu detaillierten Beschreibungen. Sie schließt mit einer Anzeige, in welcher Zumpft und Osterwald Bronzeabgüsse für 20 preußische Taler und Gipsabgüsse für 3 Taler und 25 Silbergroschen anpreisen. Heinrich Zumpft (1799 – 1878) aus Berlin, dem seit 1822 die „feinen Modelleur-Arbeiten“ auf der Sayner Hütte übertragen wurden, trägt die Modellerstellung der Igeler Säule sogar den Rang eines „Akademischen Künstlers“ ein.

Die ersten Güsse mit Widmung erhalten der preußische Innenminister Kaspar Friedrich von Schuckmann anlässlich seines 50-jährigen Dienstjubiläums im Januar 1829 vom Oberbergamt in Bonn, gefolgt von den ersten Bronzeexemplaren im Mai für Goethe und im August für den preußischen König.

Inscription

RÖMISCHES DENKMAL IN IGEL

Material/Technique

Eisen / Guss, Marmor

Measurements

H 54,5 cm, Sockel 13,5 x 15,8 x 8 cm / 8,5 kg

Detailed description

Der Aufbau des römischen Grabpfeilers ergibt sich wie folgt:
Unten sehen wir Stufen mit Darstellung von Delphinen und Eroten, Tritonen und Seetieren und auf der Westseite ein von 2 Männern gezogener Kahn. Darüber der Sockelbereich mit Darstellungen zum Tuchhandel. Es folgt das Hauptgeschoss mit Eckpfeilern, auf welchen Knaben bzw. Genien und auf einer Seite Giganten dargestellt sind. Auf dem Hauptgeschoss sitzt ein schmaler Fries mit Bildern aus dem Tuchhandel. Die darüberliegende Attika zeigt auf drei Seiten Szenen aus dem Tuchhandel und auf der Nordseite einen Eros mit zwei Greifen. In den Giebelfeldern sind Götterfiguren zu sehen. Den Abschluss bildet ein Schuppendach mit Ei bzw. Pinienzapfen und Adler.

Süd- bzw. Vorderseite der Igeler Säule
Hauptfeld: Die beiden Brüder, L. Secundinius Aventinus und L. Secundinius Securus haben zu ihren Lebzeiten sich selbst („sibi vivi ut haberent posuerunt“) und ihren verstorbenen Angehörigen das Grabmal in Igel errichtet. Genannt werden in der Inschrift die Namen der beiden Erbauer, auch Söhne des Securus, die Frau des Aventinus Pacata, ein L. Saccius Modestus und dessen Sohn Modestius Macedo. Am Anfang der Inschrift vermutet man den Namen des Vaters der Erbauer, Secundinius, der das Amt eines „evocatus Augusti“ (militärischer Verwaltungsbeamter) bekleidete. Die Hauptfiguren, Securus (rechts) und Aventinus (links) stellen sich selbst dar und halten eine Testamentsrolle in der Hand. Der Jüngling in der Mitte ist einer der verstorbenen Söhne des Securus. Linkes Medaillon zeigt Pecata, die verstorbene Frau des Aventinus; das Mittlere den Vater der Erbauer (Publius Secundinus) und das rechte den zweiten Sohn des Securus.
Fries: Familienmahl;
Attika: Tuchprobe;
Giebel: Hylas und die Nymphen;
Spitze: Ei oder Pinienzapfen von Mädchenköpfen eingefasst; oben Ganymed, der von einem Adler zum Himmel emporgehoben wird;

Nord- bzw. Rückseite der Igeler Säule
Hauptfeld: Himmelfahrt des Herakles; Herakles auf dem Wagen vom Tierkreis umgeben (Darstellung der Himmelskörper); in den Zwickeln Windgötter;
Fries: Gebirgstransport;
Attika: Eros mit zwei Greifen;
Giebel: Sonnengott „Sol“, hinter dem Kopf mit zackenförmigem Nimbus und aufgelegten Strahlen; Pferde rechts und links;

Ostseite:
Sockel: schlechter Erhaltungszustand; es wird eine Tuchwerkstatt vermutet;
Hauptfeld: Oben Nymphe Styx sitzt am Boden, auf rechtem Knie umgestürzte Urne haltend und hinter ihr ein Baum; Thetis rechte Hand hält den kleinen Achill am rechten Oberschenkel;
Unten: vor einem Baum sitzt ein Mädchen am Boden; vermutet wird hier eine Szene aus dem Achillesmythus; der Sage nach wird Achillis mit verschiedenen Jungfrauen zusammengeführt (Polyxena?);
Fries: Die Szene der Südseite mit dem Familienmahl setzt sich an der Ostseite fort; hier ist die Küche zu sehen; rechts der gemauerte Herd; in der Mitte ein bärtiger Mann mit Reibschüssel; links am Tisch ein Mann mit einem Messer in der Rechten;

Attika: Kontorszene, dargestellt wird die Pachtzahlung; in der Mitte steht der Zahltisch mit dem Geld der Pächter; dahinter sitzend der buchführende Kontorist; er liest in dem Buch die Zahlungen nach;
Giebel: Mondgöttin „Luna“;

Westseite:
Sockel: Lastwagen mit drei Maultieren;
Hauptfeld: Thema sind Perseus und Andromeda;
Oben: Befreiung der Andromeda, die rechts an Felsen gefesselt steht; in der Nähe (oben) die Göttin Athena; der nackte Perseus mit Schwert ausholend blickt auf das schlangenartige Ungeheuer;
Unten: Perseus zeigt Andromeda das Medusenhaupt;
Fries: Abgaben bringende Pächter;
Attika: zwei Männer auf einem zweirädrigen mit zwei Maultieren bespannten Wagen sitzend; sie durchfahren einen Torbogen; im Hintergrund der Igeler (LIIII; 8 km) Meilenstein;
Giebel: Mars überrascht und Rea Silvia beim wasserholen;

Literature

  • Arenhövel, Willmuth (1982): Eisen statt Gold. Preußischer Eisenkunstguss aus dem Schloss Charlottenburg, dem Berlin Museum und anderen Sammlungen. Berlin
  • Custodis, P. G. / Friedhofen, B. / Schabow, D. (2007): Sayner Hütte. Architektur, Eisenguss, Arbeit und Leben. Koblenz
  • Forschler-Tarrasch, Anne (2009): European Cast Iron. Europäischer Eisenkunstguss. Birmingham, Alabama, USA
  • Friedhofen, Barbara (2018): Preußens schwarzer Glanz. Bendorf
  • Friedhofen, Barbara; Debowska, Elzbieta; Bartel, Elisabeth (2006): Europäischer Eisenkunstguss. Die Königlich-Preußischen Eisengießereien Gliwice, Berlin, Sayn. Sayn
  • Ingeborg Krüger (1985): Facsimile in Miniatur. Zur Entstehung und Geschichte des Modells der Igeler Säule aus der Sayner Hütte. Trierer Zeitschrift 48, 1985, S. 227-246.
Map
Sayner Hütte mit Kunstgussgalerie

Object from: Sayner Hütte mit Kunstgussgalerie

Seit 1.1.2020 ist das Rheinische Eisenkunstguss-Museum (REM) von der Stadt Bendorf auf die Stiftung Sayner Hütte übergegangen. Teile der Sammlung...

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