Der Wandteppich stellt die Belagerung der von den Schweden gehaltenen befestigten Stadt Stettin im Jahre 1677 dar. Im rechten Vordergrund folgen Kurfürst Friedrich Wilhelm und der Kurprinz Friedrich den Ausführungen eines links von ihnen stehenden Generals, bei dem es sich vermutlich um den Prinzen von Homburg handelt. Vor ihnen hebt ein junger Page oder Offizier einen Plan in die Höhe, auf den sich das Gespräch bezieht. Rechts von der Gruppe erscheint Derfflinger mit erhobenem linken Arm. Lebendig und detailreich werden im Vordergrund Szenen der Belagerung geschildert: der Page mit dem Plan sieht voller Skepsis zur Seite, wo zwei Männer ein Pulverfass dicht an ihm vorbeirollen, Flechtkörbe werden mit Kanonenkugeln befüllt, Kanonenrohre gesäubert und eine Schubkarre voller Kugeln über den Platz geschoben. Während im Hintergrund links Stettin und rechts die breit fließende Oder zu sehen ist, wird der Mittelgrund bestimmt von der kleinteiligen und präzisen Darstellung der Batterien und Laufgänge der brandenburgischen Truppen. Zugunsten der Lesbarkeit aller Details wurde die Perspektive verschoben. Die vorderen Geschützstände hätten in dieser Anordnung den hinteren die Sicht genommen. ....Die breiten Schmuckrahmen der Tapisserie beziehen sich unmittelbar auf die Hauptdarstellung, indem Zubehör des Belagerungskrieges wie Winkelmaß, Schanzkörbe, Hacke, Spaten und eine Schubkarre in das dekorative Geflecht von Lorbeerzweigen, Bändern und Fahnen integriert sind.....Die Tapisserie gehört zu der Folge der „Kriegstaten des Großen Kurfürsten“, die seine ruhmreichen Feldzüge der Jahre 1675 bis 1679 gegen die Schweden ins Zentrum stellt. Der Kurfürst inszeniert sich hier als siegreicher Feldherr, der seine Gebietsansprüche bekräftigt, denn die von ihm eroberten Gebiete Vorpommerns wurden im Frieden von Saint-Germain-en-Laye (1679) im Interesse des europäischen Gleichgewichts wieder Schweden zugesprochen. Bildteppiche galten bis weit ins 18. Jahrhundert hinein als wirkungsvolles