Die Tierbeobachtungen von Franz Marc zogen seit 1907 ferner ein Interesse an den anatomischen Beschaffenheiten der Lebewesen mit sich, um durch diese Erkenntnisse eine realistischere Physiognomie in seinen künstlerischen Werken zu erreichen. Dass er Lehrbücher über die tierische Anatomie studierte und die Zoologischen Staatssammlungen in München besuchte ist nach Überlieferungen gesichert. Ob er neben diesen lehrreichen Mitteln auch Zugang zu anatomischen Exemplaren und Einrichtungen hatte, ist jedoch nicht bewiesen. Seine Studien wurden, wie das Blatte aus der Sammlung der Moritzburg, teilweise mit Bleistift, Kohle, Feder und Tusche auf Packpapier realisiert. Auf dem Blatt der Moritzburg sind fünf einzelne Studien untergebracht. Die obere zeigt den gehäuteten Hinterleib einer Kuh mit einer zusätzlichen Beinstudie. Darunter sind zwei Zeichnungen zu den Muskelpartien eines Hundekörpers, sowie eine dazugehörige Beinskizze am unteren rechten Rand. Vervollständigt werden seine Lehrblätter durch einzelne Beschriftungen und Hinweise zum Muskel-, Sehnen- und Knochenaufbau des Tieres. In seiner akribischen Darstellungsweise, der Beschriftung und farblichen Hervorhebung relevanter Körperpartien steht das Blatt in der Tradition der anatomischen Studien von Leonardo da Vinci, der nicht nur menschliche, sondern auch tierische Körper bis auf das kleinste Detail ergründete und zeichnerisch festhielt.....Muskelstudien von Löwin und Rind...Handschriftliche Bezeichnung der einzelnen Muskeln..Legende für die Bezeichnungen von Marcs Anatomische Tierstudien, von 1908:..1 Ursprung des inneren schiefen Bauchmuskels..2 mittlerer Gesäßmuskel..3 Spanner des Schenkelbeins..4 zweiköpfiger Schenkelmuskel..5 Halbsehnen..6 zweiköpfiger Schenkelmuskel..7 besonderer Strecker der inneren Klaue..8 besonderer Strecker der äußeren Klaue..9 vorderer Unterschenkelmuskel..10 Ringbänder..11 äußerer Ellenbogenmuskel..12 besonderer Zehenstrecker..13 geneinschaftlicher Zehenstrecker