Das anmutige Bildnis der 15-jährigen Amalie Theodore Caroline von Levetzow geb. von Brösigke, nachmalige Gräfin von Klebelsberg Thumburg (1788–1868), entstand 1803, im Jahr ihrer Eheschließung mit dem mecklenburgischen Hofmarschall Joachim Otto Ulrich von Levetzow. Die Taube mit dem Myrtenzweig, ein Attribut der Venus, weist darauf hin, dass es sich um ein Brautbild handelt. Mit großem Charme erfasst der Künstler die beschwingte Haltung und den Liebreiz der mädchenhaften Braut. Im Jahr nach der Entstehung des Porträts wurde die Tochter Ulrike von Levetzow geboren, Goethes späte große Liebe, die ihn zu der »Marienbader Elegie« (1823) inspirierte. [...]..Das lebensgroße Porträt in ganzer Figur wirkt durch die leichte Torsion, die Armhaltung und Fußstellung tänzerisch bewegt und fast schwerelos. Das duftige weiße Chemisenkleid, das die grazile Gestalt umspielt, unterstreicht diesen Eindruck ebenso wie die zartrosa Schärpe, die sich im Luftzug zu bewegen scheint. In dieser Komposition manifestiert sich das gewandelte Körperbild der Zeit; das neue Postulat einer a? ektiven Natürlichkeit verdeutlicht insbesondere der Vergleich mit dem Porträt der Töchter im türkischen Kostüm von Johann Heinrich Tischbein d. Ä. (Kat. 376). Auf ähnliche Weise wie Amalie von Levetzow hatte Johann Friedrich August Tischbein bereits 1801 Th eresia Gräfin von Fries dargestellt (Hamburger Kunsthalle; Kat. Kassel/Leipzig 2005, Nr. 61) und auch hier die Aussicht auf eine weite Landschaft geöffnet. Bei Amalie von Levetzow verleiht er der Figuration jedoch ein Gegengewicht durch die kompakte Säule. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 368)