Gesamtansicht.-----.Zur Aufgabe der Brahmanen gehörte es, den Leuten die heiligen Texte des Hinduismus nahe zu bringen. Dazu gab es Lehrgespräche oder Lesungen. Das Bild zeigt eine solche Lesung, zu der sich ein männliches Publikum versammelt hat. Anhand der Kopfbedeckungen und der Hautfarbe wird die ethnische Vielfalt des Publikums dargestellt. Die rechte Hand des Brahmanen zeigt die jnana mudra, die Geste des Lehrens, und auf seinen Füßen ruht eine Opferschale. Der Assistent zu seiner Linken hält das Manuskript, das offensichtlich auf Palmblätter geritzt ist, in seinen Händen und wartet auf das Zeichen des Meisters. Im Vordergrund rechts sitzt ein Trommler, der die Lesung akzentuieren wird, und vor den Zuhörern sitzt ein Diener mit einem Wassergefäß. Dieses Wasser wird durch die Lesung mit magischer Potenz aufgeladen und am Ende an die Zuhörer verteilt. Der Maler hat sich mit Leichtigkeit und Absicht zweier perspektivischer Techniken bedient: der Zentralperspektive, die eine gewisse Verjüngung nach hinten bewirkt, und der asiatischen Bedeutungsperspektive, die das Wichtigste im Bild, hier den Brahmanen und seinen Assistenten, am größten darstellt. (Werner Kraus)