Gemmen wurden seit der Antike in Ringbehältnissen, den sogenannten Daktyliotheken, gesammelt und waren nicht nur Bestandteil der Tempelschätze, sondern auch Zierde privater Sammlungen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewannen plastische, gemalte oder geprägte Antikenporträts aufgrund der Auseinandersetzung der Wissenschaftler, speziell der Altertumskundler, mit der Ikonographie zunehmend an Bedeutung. Besonderes Augenmerk wurde vorzugsweise auf die antiken Gemmen und Kameen gelegt, da es bei den Griechen und Römern üblich war, sich zu Lebzeiten auf Intaglio porträtieren zu lassen. Die in drei Folianten mit jeweils 19 Schubkästchen untergebrachten Gipsabgüsse stammen aus der Werkstatt des Dresdener Handwerkers und Zeichners Philipp Daniel Lippert. Als Liebhaber geschnittener Steine erwarb er im Laufe seines Lebens eine umfangreiche Abdrucksammlung, die er mit Hilfe bekannter Wissenschaftler (z. B. Winckelmann) und begeisterter Mäzene (z. B. Kurfürstin von Sachsen) stetig erweiterte. Angeregt durch die Besichtigung anderer Daktyliotheken - er kam nie über Deutschland hinaus - begann Lippert mit der Herstellung eigener Abgüsse, die vor allem der Wissenschaft dienen sollten. Dafür entwickelte der gelernte Glaser und Mitarbeiter der Meißner Porzellanmanufaktur ein eigenes Herstellungsrezept, um die Nachteile der üblichen Schwefel- und Wachsabgüsse beseitigen zu können. Nachdem er bereits 1753 eine kleine Sammlung mit tausend Abgüssen herausgab, erschien 1755 das erste Tausend der "Dactyliothecae universalis" mit einem von Johann Friedrich Christ (1700-1756) ins Lateinische übersetzten Begleitband, dem ein Jahr später das zweite Tausend folgte. Das dritte Tausend kam erst 1762 auf den Markt, diesmal nahm Christian Gottlob Heyne die lateinische Übersetzung vor. Die drei Bände, die als Druckbögen geliefert und in einem Band zusammengebunden wurden, dienen noch heute zur Bestimmung der in den Folianten verwahrten Abgüsse. Für den Adel un