Hartmut Bechmann selbst bringt seine Gefäße in Entglasungstechnik mit Gläsern des Jugendstil in Verbindung...Die Nachahmung historischer Gefäße kulminierte in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die prosaischen Grundlagen dieser Entwicklung waren neue, effizientere Herstellungsverfahren für Gebrauchsglas und der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung; die Glasherstellung wurde nun von historisierenden Motiven beherrscht. Eine Entwicklung, die in allen Bereichen der bildenden wie angewandten Kunst zu beobachten war. Man gestaltete Glas im antiken, gotischen oder auch im Stil der Renaissance. Nicht nur Gottfried Semper (1803-1879) sprach sich gegen das willkürliche Zurückgreifen auf frühere Stile aus. Nach der I. Weltausstellung18 in London wurde auch in England nachdrücklich auf die zu erwartende Stagnation im Kunsthandwerk verwiesen und beispielsweise der englische Maler, Architekt, Dichter William Morris (1834-1869) setzte sich intensiv für die Rettung des Handwerks ein. Morris war ein vielseitig interessierter Mann und war u. a. Mitbegründer der Arts and Crafts Movement. Ende des 19. Jahrhunderts kam auch in der Glaskunst der Jugendstil, letztlich wohl der bahnbrechende Stil des gesamten modernen Kunsthandwerks, voll zur Wirkung. Abgesehen von maschinell gefertigtem und Pressglas waren diese Erneuerungsbestrebungen auf das traditionell mit der Glasmacherpfeife hergestellte Glas fokussiert..."Die weiche Formbarkeit des Glasmaterials, die Möglichkeit, vielfältige, in sich verschmelzende Farben mit vegetabilischen Dekormotiven zu verbinden, führten zu einmaligen Glasschöpfungen in vollendeter Schönheit."..[Text: Günter Schlüter & Antje Vanhoefen]