Skizzenheft mit 35 Blatt, 77 Skizzen. Berührendes Zeugnis des Epochenwandels hin zum Klassizismus mit vereinzelten Datierungen zwischen 1787 und 1796. ..Begonnen hat Marie Ulrike Hainchelin in diesem Skizzenheft 1787 mit Figurenstudien nach Vorlagen des Rokoko. Sie gehören wohl in die Zeit, in welcher sie Zeichenunterricht von Daniel Chodowiecki erhielt, der ja gleichfalls der Französischen Kolonie angehörte. Chodowiecki beschreibt seinen Unterricht für Marie Ulrike Hainchelin in einem Brief vom 13. Juni 1785 (Briefe 1929, S. 80). Ab 1795 finden sich in dem Skizzenheft Skizzen von Friedrich Gilly, die seiner Antikenbegeisterung und klassizistischer Haltung entsprangen. Das Besondere ist der aus den Skizzen von Marie Ulrike Hainchelin und Friedrich Gilly deutlich werdende enge künstlerische Austausch zwischen den Beiden, die auch jugendlichen Humor zeigen, wenn beispielsweise eine Frauenfigur von Marie Ulrike Hainchelin von Friedrich Gilly mit einer Pfeife ergänzt wird (Seite 57). Dabei sind die Rollen klar verteilt, sie ist seine Schülerin und er nimmt seine Rolle gern wahr. Innerhalb des kurzen Zeitraums ist eine deutliche künstlerische Entwicklung von Marie Ulrike Hainchelin sichtbar, nicht immer sind die Hände gleich klar zu scheiden, weshalb in dieser Erstpublikation eine Auswahl getroffen wurde..Die Familie Gilly war 1788 von Stettin nach Berlin übergesiedelt, der Vater David Gilly (1748-1808) war mit Geheimrat Hainchelin befreundet, der wie er hugenottische Wurzeln hatte, was auch den Wohnort im Hainchelinschen Hause (Taubenstraße 16) bestimmt haben dürfte (Oncken S. 28). 1799 hatten Marie Ulrike Hainchelin und Friedrich Gilly nach achtjähriger Verlobungszeit geheiratet, im Jahr darauf starb Friedrich Gilly. Spätere Zeugnisse einer künstlerischen Tätigkeit, auch nach ihrer zweiten Ehe mit Friedrich Gillys Freund Konrad Levezow (1770-1835) sind bisher nicht bekannt. ..Aus Berlin-Charlottenburger Privatbesitz von Dr. W. Steinhart 1960 für das Märkische Museum er