Prachtalbum der Ersten Berliner Jiu-Jitsu-Schule, gegründet 1906 von Erich Rahn, 96 Seiten sowie loser Anhang u.a. mit Fotografien, Zeitungsausschnitten und Briefen aus den 1910er und 1920er Jahren; Ledereinband angefertigt von der Berliner Buchbinderei W. Collin: mittig zentriert die Initialen „E.R.“ in Goldlettern verschlungen und mit Eichenkranz.
Das Album illustriert Erich Rahns aktive Schaffensphase in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und zu Beginn der Weimarer Republik, in der er die Popularisierung des Jiu Jitsu in Deutschland auf unterschiedliche Weise vorantrieb.
Rahn kam nach eigenen Angaben über seinen Vater, der ein Geschäftsmann mit Kontakten nach China und Japan war, in seiner Kindheit in Kontakt mit Jiu Jitsu. Zudem hatte er Verbindungen zu Japanern, die bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin aktiv waren. Sie präsentierten Judo- und Jiu-Jitsu-Techniken in Varietés, Zirkusvorstellungen und Herausforderungskämpfen, aber gaben auch dem Militär Unterricht und publizierten deutschsprachige Jiu-Jitsu-Bücher.
Erich Rahn eröffnete 1906, im Alter von 21 Jahren, in Berlin die erste deutsche Jiu-Jitsu-Schule. Er modifizierte die japanischen Techniken für ein deutsches Publikum und erkannte, dass sich der Selbstverteidigungsaspekt als hilfreich erwies, verschiedene Zielgruppen für Jiu Jitsu zu begeistern. Mit seiner Frau Emmi und seiner Tochter Liselotte demonstrierte er Jiu Jitsu beispielsweise gezielt als Selbstverteidigungsmethode für die Frau. 1910 konnte Rahn die Berliner Kriminalpolizei für Jiu Jitsu interessieren. Nach einer Vorführung im königlichen Polizeipräsidium wurde ihm die Ausbildung der Kriminalpolizei und später der Schutzpolizei übertragen. 1913 erhielt Rahn einen Lehrauftrag für Jiu Jitsu an der Militärturnanstalt Berlin. Darüber hinaus war Rahn Anfang der 1920er Jahre intensiv an der Entwicklung hin zum Wettkampfsport beteiligt und gründete mit anderen Jiu-Jitsu-Berufssportlern den „Centralverband Deutscher Jiu-Jitsu-Kämpfer". Meisterschaften und Herausforderungskämpfe stießen auf das Interesse der Presse, was die Verbreitung des Jiu Jitsu wiederum beförderte.
Album Erich Rahn
Zusammenstellung aus verschiedenen Zeitungsartikeln über die Jiu-Jitsu-Wettkämpfe Erich Rahns im Zirkus Krone; mittig eine Fotografie Rahns bei der Abwehr eines Messerangriffs und einer ebenfalls ausgeschnittenen Bildunterschrift „Erich Rahn, der Weltmeister im Jiu-Jitsu."
Leere Felder fehlender Fotografien mit der Überschrift „Jiu-Jitsu Unterricht bei der bayrischen Schutz-Polizei, durch den deutschen Jiu-Jitsu-Meister Erich Rahn. München 1919.“ und den Bildunterschriften „1. Vorübungen zum Jiu-Jitsu" und „2. Abwehr von Halsangriffen"; darunter ein ausgeschnittener Bericht über die Ausbildung von 600 Männern der Staatlichen Polizeiwehr Bayerns.
Collage aus Zeitungsausschnitten über die siegreichen Wettkämpfe Erich Rahns gegen verschiedene Ringer und Boxer 1919 im Zirkus Krone, darunter Dick Armstrong, Joe Dirksen, Anderlik, [?]utzky. Die Fotografien sind mit handschriftlich Informationen versehen, u.a. darüber in welcher Zeit Erich Rahn sie besiegt hat.
Drei Fotografien von Erich Rahn beim Training, ohne Datierung, mutmaßlich Innen- und Außenaufnahmen aus dem Ersten Berliner Jiu-Jitsu-Club.
[Sportfotografie, Kampfsport] Fotografie, 1 Stück // 2 Stück fehlen bzw. leere Felder Eine Fotografie, ohne Datierung, mutmaßlich Training im Freien des Ersten Berliner Jiu-Jitsu-Clubs. Zwei weitere Fotografien fehlen.
Fünf Fotografien, ohne Beschriftung und Datierung, mutmaßlich Außen- und Innenaufnahmen aus dem Ersten Berliner Jiu-Jitsu-Club.
Vier Fotografien, ohne Beschriftung und Datierung, mutmaßlich Aufnahmen aus dem Ersten Berliner Jiu-Jitsu-Club.
Zeitungsausschnitt aus dem Berliner Lokal-Anzeiger von Mai 1923 mit drei Fotografien, zwei davon kreisförmig zugeschnitten, und einem Artikel des damaligen Direktors des Jugendamts der Stadt Berlin. Die untereinander angeordneten Bilder zeigen Jiu-Jitsu-Vorführungen während der Turn- und Sportwoche im Berliner Lustgarten. Das oberste zeigt Erich Rahn selbst bei einem Abwehrangriff.
Zeitungsausschnitte mit Fotografien über die Deutsche Meisterschaft im Jiu Jitsu, undatiert. 1922 fand im Berliner Sportpalast in Berlin-Schöneberg die erste deutsche Jiu Jitsu-Meisterschaft statt, bei der Rahn gegen Hans Reuter (München) gewann. Während der 1920er-Jahre gab Rahn wiederholt Vorführungen in Varietés und Zirkussen in ganz Deutschland, bei denen er gegen berühmte Ringer und Boxer kämpfte.
Zeitungsausschnitt aus Illustrierter Kraft-Sport vom 10. Januar 1924 mit dem Artikel „Ein Besuch Jiu-Jitsu-Schule". Der Autor beschreibt seinen Besuch in Erich Rahns Schule in Berlin-Schöneberg.; Darunter eine Fotografie von Frauen und Männern beim Unterricht mit Erich Rahn sowie zwei Bilderserien mit Jiu-Jitsu-Techniken, aufgenommen im [vermutlich] Atelier Julius Staudt, Unter den Linden 47.
Verschiedene Zeitungsausschnitte u.a.: „Der Kampf des Geistes. Jiu-Jitsu-Klubkampf in Schöneberg" in Neue Berliner Zeitung vom 20. März 1924; „Unser Sportpalast-Abend" in Der Tag vom 8. Januar 1924; Bild eines Jiu-Jitsu-Kampfes zweier Frauen, Erich Rahn als Trainer dahinter, aus Die Woche vom 12. Januar 1924 mit separat ausgeschnittener Bildunterschrift: „Wer wagt noch einer Dame zu Nahe zu treten? Damen lassen sich im Jiu-Jitsu unterrichten / Phot. Senneke"
Fortsetzung des Artikels mit dem Titel „Jiu-Jitsu als deutscher Sport" aus der Zeitschrift Illustrierter Kraft-Sport [jedoch hier mit dem Datum 21. März 1924 versehen], mit Illustrationen. Darin heißt es: „Es ist schon mehrmals der Versuch gemacht worden, zu beweisen, daß Jiu-Jitsu deutschen Ursprungs ist. Ein vergebliches Mühen. Die Idee dieses Sportes haben wohl alle Völker gemeinsam gehabt und sie zu irgend einer Zeit wenigstens teilweise verwirklicht. / Seine Vollkommenheit hat diese Kampfart aber erst in Japan erlangt. Innere Wirren haben in Deutschland die Entwicklung eines Sportes verhindert, der vielleicht dem Jiu-Jitsu am ähnlichsten war. Gemeint ist das alte deutsche Freiringen, wie es im 14. bis 16. Jahrhundert ausgeübt wurde. Aus alten Büchern und Handschriften schöpfen wir Kunde von dieser Kunst, deren Wert wir jetzt erst wieder schätzen lernen." Darunter ein Artikel zu Jiu-Jitsu-Fallübungen mit drei Fotografien, ohne Quelle und Datierung.
Zeitungsausschnitte mit Bildern und Illustrationen; oben zwei Fotografien von Trainingskämpfen der Schutzpolizei; unten ein Artikel mit dem Titel „Jiu-Jitsu als deutscher Sport" aus der Zeitschrift Illustrierter Kraft-Sport vom 8. Februar 1924, mit Illustrationen.
Sechs Fotografien, ohne Datum; Auf einer der Fotografien steht geschrieben: „Polizeibeamtenschule in Cottbus". Es ist jedoch unklar, ob die anderen Aufnahmen ebenfalls von dort stammen. Alle zeigen Szenen des Jiu-Jitsu-Unterrichts mit Erich Rahn. Eines der Bilder ist kunstvoll beschnitten.
Zwei Gruppenfotografien und ein Zeitungsausschnitt, Überschrift: „Jiu-Jitsu Unterricht in der Militär Turnanstalt durch Erich Rahn. Berlin 1913.“ Die Fotografien zeigen die Offiziere der Turnanstalt während des Unterrichts in heller Sportkleidung, teilweise in Uwagi (traditionelle Jacke eines japanischen Trainingsanzugs). Der Artikel aus der Illustrierten Sportzeitung (ohne Datum) hat den Titel „Der Kaiser und das Jiu-Jitsu" berichtet, dass der Unterricht an der Berliner Militäranstalt „auf direkten Befehl des deutschen Kaisers zurückzuführen" sei.
Brief der Turnvereinigung Berliner Lehrer vom 7. August 1914, mit Stempel: „Die Turnvereinigung Berliner Lehrer ist bestrebt, ihren Mitgliedern Gelegenheit zu geben, sich durch körperliche Betätigung, durch „Mitmachen“ und nicht nur durch Sehen und Hören, ein Urteil zu bilden über den Wert auch solcher Leibesübungen, die nicht unmittelbar zum Deutschen Turnen gehören. Sie hatte durch Besuch der „Ersten Berliner Jiu-Jitsu Schule“ in der Lutherstraße sich von dem vorzüglichen Lehrgeschick des Begründers und Leiters derselben überzeigt u. überwies Herrn Erich Rahn im Winter 1912/13 einige ihrer Mitglieder zur Ausbildung als Lehrer des Jiu-Jitsu. Schon nach wenigen Monaten waren diese fähig, das Gelernte mit gutem Erfolge weiter zu lehren. Seit der Zeit besteht in der T.B.L. eine Jiu-Jitsu Riege die im Winterhalbjahr an einem Turnabend in der Woche mit großem Eifer übt. / 7.8.1914 / Leo Albrecht 1. Turnwart der T.B.L. 1911, 12 u. 13.“ Darunter Zeitungsausschnitte aus: Tägliche Rundschau und Deutscher Kurier.
Briefe, 2 Stück, umrahmt oben: „Habe in den Goldgruben von Witwatersrand [Südafrika/Transvaal] die Wichtigkeit körperlicher Überlegenheit gegen Schwarz [?] u. Weiss [?] kennen gelernt. Obwohl ich aus Zeitmangel bei Herrn Rahn nur 4 Stunden nehmen konnte, bin ich überzeugt nunmehr sehr wirksame Angriffs u. Verteidigungsmethoden und Praktiken zu besitzen, deren Können bei der Körperlichkeit des Verkehrs, wie sie leider ist nicht zu vermeiden, gerade im Auslands u. Kolonialbergbau sehr angenehm ist. / 2.1.14 / Ludwig Frh. v. Mitnichta [?] / Dipl. Berg. Ing. Sekenke D.O.A. [Deutsch Ost-Afrika] / Kironda Goldmine.“ und unten: „[?] von Herrn Erich Rahn ausbilden lassen [?] gelernt. Das Jiu-Jitsu [?] halte ich für ein ausgezeichnetes Angriffs u. Verteidigungssystem. Bein Training stärkt u. kräftigt den ganzen Körper, so daß ich nur jedem empfehlen kann, diesen Sport recht eifrig zu betreiben. / 9.2.14. / [Nicht leserlich]“
Drei Fotografien von Jiu-Jitsu-Unterricht bei der Berliner Polizei, abgedruckt in Weltbild. Neueste Illustrierte Rundschau, 8. Jahrgang, Nr. 10.
Schreiben des Polizeipräsidenten von Essen, Major und Gruppenkommandeur Wulff, vom 6. Juli 1920. Das Schreiben bescheinigt Rahn im Juni 1920 80 Beamte der staatlichen Sicherheitspolizei im Industriebezirk Essen ausgezeichnet ausgebildet zu haben. Darunter Zeitungsausschnitt mit drei Bildern vom Jiu-Jitsu-Unterricht der Berliner Sicherheitspolizei vom 6. März 1920.
Zeitungsausschnitte aus der Sport des "Mittag": (1) Artikel von Erich Rahn „Jiu-Jitsu und Boxen" vom 31. Juli 1924; (2) Werbung für Jiu-Jitsu-Kämpfe des 1. Berliner Jiu-Jitsu-Clubs am 2. August 1924 in Düsseldorf und am 3. August 1924 in Köln; zwei Fotos von Jiu-Jitsu-Kämpfen
Zeitungsausschnitte aus der Sport des "Mittag": (1) Werbung für Jiu-Jitsu-Kämpfe des 1. Berliner Jiu-Jitsu-Clubs in Verbindung mit einer Filmvorführung am 2. August 1924 in Düsseldorf und am 3. August 1924 in Köln; mit Fotografie einer Frau beim Jiu Jitsu, gedruckt am 20. Juli 1924; (2) Artikel von Erich Rahn „Jiu-Jitsu als Frauensport" vom 30. Juli 1924; darin schreibt er u.a.: „Da es aber beim Jiu-Jitsu fast nur auf Gewandtheit ankommt und besondere Kräfte nicht vonnöten sind, ist es ein idealer Sport auch für die Frau." und verteidigt den "Damensport" vor dem Vorwurf, er würde die Emanzipation der Frau bewirken. .
Zeitungsausschnitt aus der Sport im Bild vom 7. Dezember 1923 mit dem Anfang des Artikels „Die unsichtbare Waffe", verfasst von Erich Rahn; mit Zeichnungen von E. Erpf. Rahn beschreibt Jiu Jitsu in seinem Artikel zunächst als „Weltanschauung eines Volkes" mit Ursprung in Japan, verweist später jedoch auf Martin Vogts 1909 erschienenes Buch „Dschiu-Dschitsu der Japaner. Das alte deutsche Freiringen, eine kulturhistorische Studie". Vogt versucht darin die deutschen Ursprünge des Jiu Jitsu ausgehend von alten Ringerbüchern zu beweisen.
Zeitungsausschnitt aus der Großen Berliner Illustrierten mit großformatiger Fotografie eines Jiu-Jitsu-Kampfes während der Berliner Turn- und Sportwoche im Lustgarten vor dem Berliner Dom. Die Turn- und Sportwochen fanden 1923 und 1924 im Berliner Lustgarten statt. Erich Rahn nutzte öffentliche Veranstaltungen wie diese, um die Jiu-Jitsu-Bewegung bekannter zu machen.
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