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HEIMATWELTEN Zwönitz - Raritätensammlung Bruno Gebhardt Heidenschanze Coschütz

Heidenschanze Coschütz

Die Heidenschanze in Coschütz bei Dresden ist eines der bedeutendsten Bodendenkmäler im Dresdener Raum und gilt als eine der größten bekannten bronzezeitlichen Siedlungen in Sachsen. Die frühesten Funde aus dem Bereich der Siedlung werden in das 13. Jahrhundert v. Chr., datiert. Die heute im Gelände noch nachvollziehbaren Wallstrukturen stammen von einer Befestigung des 12. bis 5. Jh. v. Chr. Aufwändige Terrassierungen bezeugen umfangreiche Bautätitigkeiten innerhalb des spätbronze- früheisenzeitlichen Siedlungsareales. Nach einem Besiedlungshiatus von ca. 1400 Jahren erfolgte ca. um 900 n. Chr. eine erneute Aufsiedlung des Geländespornes durch slawische Gruppen. In ihrer Hauptnutzungszeit dürfte die Heidenschanze die größte und bevölkerungsreichste Siedlung im Elbtal gewesen sein.

Mit der Höhensiedlung ist eine lange und wechselvolle Nutzungs- und leider auch Zerstörungshistorie verbunden. Die früheste Erwähnung der Heidenschanze findet sich in Ausführungen über die sächsischen "Todtentöpfe" von Christian Friedrich Schulze aus dem Jahr 1767. Erste intensivere Begehungen fanden ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch Carl Ernst Fischer (1818-1886) statt, der diese in den Sitzungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Dresden vorstellte. In einem 1871 von Fischer veröffentlichten Vortrag wird auch von einem ersten Grabungsschnitt berichtet, der seitens des Besitzers des Geländes durch den Wall gelegt wurde. In der Folge fanden einige kleinere Grabungen und regelmäßige Begehungen statt. Fischers Vorträge und Aufsätze machten letztlcih auch Rudolf Virchow auf die Heidenschanze aufmerksam, der sich ab 1871 der Untersuchung der Wallreste annahm.
Aus zahllosen Begehungen und Wanderungen durch die altertumsforschende Abteilung der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Dresden sowie aus dem Bereich des angrenzenden Steinbruches sind große Mengen an Funden überliefert, die zum Teil gezielt auf dem Kunstmarkt veräußert wurden. Systematische Grabungen fanden erst nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in den Jahren 1933 und 1934 statt. Es folgten zahlreiche Notbergungen und Abräumungen im Vorfeld des noch bis 1972 betriebenen Steinbruches, dem letztlich weite Teile der Anlage zum Opfer fielen.

In welchem Zusammenhang die Zwönitzer Stücke ausgegraben wurden ist nicht sicher festzustellen. Die Dokumentation des Sammlers, soweit erhalten, nennt das Jahr 1927. Georg Bierbaum (1889-1953), ab 1931 Leiter des Archives urgeschichtlicher Funde aus Sachsen, erwähnt einen Profilschnitt im April 1927 im Bereich oberhalb der "Braunschen Mühle", für ihn der erste Beleg einer "Randbefestigung" an der Heidenschanze (G. Bierbaum, Von Schanze zu Schanze, Geschichtliche Wanderungen 4, Dresden 1932).
Denkbar ist jedoch auch, dass zumindest einige der Objekte im Rahmen von durch die Naturwissenschaftliche Gesellschaft zu Dresden veranstalteten Wanderungen abgesammelt wurden. Bierbaum schildert diesen Sachverhalt für eine Führung am 12.09.1926 so: "Alle gehen nun mit Erlaubnis des Besitzers über den Sturzacker und suchen nach Resten der Vorzeit, die der Pflug aufwarf. Und manchem glückt es auch, einen verzierten Scherben mit heimzunehmen."

Eine systematische Aufarbeitung der Forschungsgeschichte, der zu diesem Zeitpunkt zugänglichen Funde und der erhaltenen Grabungsdokumentation erfolgte in den 2010er Jahren durch Konstanze Jünger im Rahmen ihrer Dissertation:

K. Jünger, Die vorgeschichtliche Besiedlung der Heidenschanze von Dresden-Coschütz (Dresden 2020)

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Sieben Tonscheiben (Spielsteine) der Billendorfer Kultur

Die Tonscheiben unterschiedlicher Größe und Dicke wurden, einer Notiz des Sammlers zufolge, 1927 in der sogenannten Heidenschanze, einer Höhensiedlung der Spätbronze- und Früheisenzeit in Coschütz bei Dreden ausgegraben. Die Stücke unterscheiden sich nicht nur in ihrer Größe sondern auch hinsichtlich der Magerung des verwendeten Tones und des Brandes. Derlei zurechtgeschlagene und an den Kanten abgeschliffene Keramikfragmente finden sich in unterschiedlichsten archäologischen Fundzusammenhängen verschiedenster Kulturen über viele Jahrhunderte. Funde unter anderem in Kontexten der klassischen Antike legten mit Blick auf die von griechischen Vasenbildern bekannten Brettspiele oder das durch in Stein geritzte Spielfelder bezeugte römische Mühlespiel eine Interpretation solcher Stücke als "Spielsteine" nahe. Aus Schriftquellen ebenso wie durch ein Vasenbild auf einer Kylix von der Athener Agora ist eine Verwendung von zugeschlagenen und gerundeten Tonscherben zur Analhygiene überliefert, die durch naturwissenschaftliche Untersuchungen an Einzelstücken ebenso wie durch zahlreiche Funde in römischen Latrinen nunmehr für die Antike gut belegt ist. Ob eine der vorgenannten Interpretationen für Kulturen der schriftlosen mitteleuropäischen Prähistorie tragfähig ist, kann an dieser Stelle kaum erörtert werden. Denkbar sind beide genannten Verwendungen auch für die Lausitzer und die darauf folgende Billendorfer Kultur.

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