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Historisches Museum der Pfalz - Speyer Kurpfälzische Ansichten

Kurpfälzische Ansichten

Um 1604-1610 entstanden im pfälzischen Frankenthal eine Reihe von Veduten kurpfälzischer Orte. Die als Ölmalerei auf Holz ausgeführten Gemälde waren möglicherweise als Geschenk der Stadt Frankenthal zur Hochzeit des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. mit der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart im Jahre 1613 gedacht. Im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges gelangten die Gemälde als Kriegsbeute aus der Umgebung von Heidelberg nach Bayern, weshalb sich der größte Teil der heute noch erhaltenen Gemälde aus der Serie im Besitz der Bayerischen Staatgemäldesammlungen befindet. Davon wiederum befinden sich einige als Leihgabe im Historischen Museum der Pfalz. Die Ansicht von Dorf und Burg Winzingen und die Ansicht von Sinsheim konnte das Historische Museum der Pfalz aus dem Kunsthandel erwerben. Insgesamt sind heute 21 Ansichten aus der Serie bekannt. Matthäus Merin hat einige dieser Ansichten als Vorlagen für Kupferstiche in seiner mit Martin Zeiller herausgegebenen "Topographia Germaniae" (ab 1642) verwendet.

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Ansicht von Sinsheim

Bei dem zwischen 1603-1606 entstandenen Gemälde mit der Bezeichnung „Sintzen“ handelt es sich wahrscheinlich um ein Werk Anton Mirous (ca. 1578-1620/1627), dem eine Gemäldereihe sogenannter kurpfälzischer Ansichten zugeschrieben wird. Zu dieser Reihe gehört auch die vorliegende Ansicht von Sinsheim. Den Auftrag hierfür erhielt Mirou vermutlich aus dem Umkreis des kurpfälzischen Hofes. Da Mirous Vater war aufgrund seines calvinistischen Glaubens im Jahr 1586 aus Antwerpen nach Frankenthal geflohen war, verbrachte Mirou einige Zeit seines Lebens in Frankenthal. Es wird angenommen, dass der Künstler von zeitweise in Frankenthal lebenden Künstlern beeinflusst wurde, wobei Gillis van Coninxloo und Hendrick Ghysmans als Lehrmeister Mirous vermutet werden. Das Gemälde zeigt die damals zur Kurpfalz gehörende Stadt Sinsheim sowie das ehemalige Benediktinerkloster St. Michael, benannt nach seinem Standort auf dem Michelsberg, am rechten Bildrand. Gegründet wurde das Kloster von Herzog Otto von Kärnten um das Jahr 1006. St. Michael war im Laufe der Jahrhunderte von Plünderungen und Zerstörungen betroffen, unter anderem im Bauernkrieg und im Dreißigjährigen Krieg. Mehrere Restitutionsversuche scheiterten, weshalb das klösterliche Leben im Stift schließlich nach dem Westfälischen Frieden 1648 sein Ende fand. Das Gemälde Mirous dürfte einem 1645 entstandenen Kupferstich des Künstlers Matthäus Merian als Vorlage gedient haben. Das Stift wurde in seinem weiteren Bestehen vielfach genutzt und umgebaut. Heute befindet sich in einem Teil des Stiftsgebäudes eine Jugendhilfeanstalt. Der Maler könnte zum Anfertigen seines Gemäldes ungefähr hier gestanden haben: 49°15'22.2"N 8°53'05.1"E - Google Maps

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