museum-digital
CTRL + Y
en
Historisches Museum der Pfalz - Speyer "Geschichtsblätter"

"Geschichtsblätter"

Das Historische Museum der Pfalz besitzt einige Kupferstiche aus dem Sammeldruckwerk der "Geschichtsblätter" des aus Flandern stammenden Frans Hogenberg und dessen Sohn Abraham Hogenberg, die in Köln als Kupferstecher tätig waren. Das mehr als 400 Blätter umfassende druckgrafische Werk entstand ungefähr zwischen 1569 und 1627, wobei einzelne Blattserien sukzessive veröffentlicht wurden. Die Stiche dienten auch als Illustrationen in Geschichtswerken anderer Autoren, wie z. B. Michael von Aitzingers "De Leone Belgico" von 1583. Hogenbergs Blätter widmen sich vor allem kriegerischen Auseinandersetzungen, aber auch historischen Ereignissen wie Friedensschlüssen, Fürstenhochzeiten, Leichenzügen, Hinrichtungen oder auch Volksfesten und enthalten zudem verschiedene Herrscherporträts. Die parteiischen Darstellungen und Bildunterschriften spiegeln Hogenbergs Sicht als Anhänger des reformierten Glaubens und als Glaubensflüchtling wieder. Hogenberg hielt in seinen Stichen (laut zeitgenössischen Quellen) stets sehr zeitnah das politische Tagesgeschehen fest, sodass die Blätter eher als aktuelle Berichterstattung zu betrachten sind. Erst im Nachhinein fasste er sie im Sinne einer geschichtlichen Dokumentation thematisch zusammen. Die vielen Stiche, die sich mit den französischen Religionskriegen oder anderen historischen Ereignissen auf französischem Gebiet befassen, sowie die auf vielen Blättern vorhandenen französischen Übersetzungen der Bildunterschriften verdeutlichen, dass sich Hogenberg wohl von Anfang an auch an ein französisches Publikum wenden wollte.

[ 3 Objects ]

Pfalzgraf Johann Casimir auf Feldzug nach Frankreich

Pfalzgraf Johann Casimir (1543-1592) mit seinen Truppen im Gefolge von Henri I. de Bourbon, Prinz von Condé (1552-1588) und Niclas von Hatstat zwischen Straßburg und Mosel (Saint-Nicolas-en-Forêt?) auf dem Feldzug nach Frankreich zur Unterstützung der französischen Hugenotten. Auf dem Blatt ist als Datierung der 8. Dezember 1576 angegeben. Der Wittelsbacher Johann Casimir war als Sohn des regierenden Kurfürsten von der Pfalz Friedrich III. (1515-1576) geborener Pfalzgraf bei Rhein, ab 1559 Landesherr von Pfalz-Lautern und von 1583 an einflussreicher Administrator des Kurfürstentums Pfalz. Johann Casimir, der Universitäten in Paris und Nancy besucht hatte, unterstützte in mehreren Feldzügen (1567, 1575/76 und 1578) mit eigens angeworbenen Truppen die Protestanten in Frankreich und den südlichen Niederlanden. Das grafische Blatt zeigt Truppen im sechsten Hugenottenkrieg, der letztlich für die protestantisch-calvinistische Seite mit einem Erfolg endete, denn der französische König Heinrich III. musste den Hugenotten freie Religionsausübung und Zugang zu allen Ämtern zusichern. Der Stich entstammt der zwischen 1569 und 1627 entstandenen und mehr als 400 Blätter umfassenden Sammlung der "Geschichtsblätter" von Frans Hogenberg und dessen Sohn Abraham Hogenberg. Dort wird er mit der Nummer 120 aufgeführt. [Ludger Tekampe / Johanna Kätzel]

Schlacht bei Moncontour

Darstellung der Schlacht bei Moncontour am 3. Oktober 1569. Die Schlacht zwischen den Truppen König Karls IX. von Frankreich (1551-1574) und den Hugenotten unter Führung von Gaspard II. de Coligny (1519-1572) war Teil des Dritten Hugenottenkrieges. Die katholische Seite unter Heinrich von Anjou (1515-1589) errang bei der Schlacht einen bedeutenden Sieg. Es wird von 6.000 bis 10.000 Toten und Gefangenen auf hugenottischer Seite berichtet. Die Katholiken wurden unterstützt durch ein von König Philipp II. von Spanien (1527-1598) geschicktes Hilfskontingent aus Deutschen Reitern (im Französischen aus dem Deutschen abgeleitet "Reîtres"), die als Söldner in den Hugenottenkriegen auf beiden Seiten eingesetzt wurden. Entscheidend für den Ausgang der Schlacht war wohl, dass die deutschen Söldnertruppen der Hugenotten von Coligny abfielen, wodurch sein Heer deutlich geschwächt wurde. Der Stich mit der Nummer 67 entstammt der zwischen 1569 und 1627 entstandenen und mehr als 400 Blätter umfassenden Sammlung der "Geschichtsblätter" von Frans Hogenberg und dessen Sohn Abraham Hogenberg. Frans Hogenberg gehörte selbst den Reformierten an. Die Bildunterschrift erwähnt daher parteiisch das "schändliche Davonziehen" der deutschen Landsknechte und bezeichnet die "Papisten" als Feind. [Johanna Kätzel]

Erzherzog Matthias besichtigt die Truppen des Pfalzgrafen Casimir

Darstellung der Besichtigung der Truppen des Pfalzgrafen Casimir (1543-1592) durch Erzherzog Matthias (1557-1619) am 21.8.1578. Für kurze Zeit, von 1578 bis 1581 war Erzherzog Matthias Statthalter der Niederlande, trat jedoch bereits 1581 von diesem Amt zurück, da er sich politisch kaum durchsetzen und auch die konfessionelle Spaltung zwischen den katholischen südlichen und den protestantischen nördlichen Provinzen nicht aufhalten konnte. Pfalzgraf Casimir trat immer wieder aktiv als Kriegsherr und Söldnerführer in Erscheinung. So griff er in die innerfranzösischen Religionskriege ein und unterstützte die französischen und flandrischen Hugenotten und Calvinisten. Seine Unterstützung der Niederländer 1578 in ihrem Unabhängigkeitskampf gegen Spanien blieb jedoch erfolglos und Casimir zog sich zurück, nachdem man ihm den Oberbefehl über die internationale Hilfsarmee versagt. Der Stich zeigt mehrere Fähnlein mit verschiedenen Söldnertruppen, darunter zum Beispiel Deutsche Landsknechte, so genannte Schwarze Reiter und auch Franzosen ("Franchosen"). Der Stich mit der Nummer 152 entstammt der zwischen 1569 und 1627 entstandenen und mehr als 400 Blätter umfassenden Sammlung der "Geschichtsblätter" von Frans Hogenberg und dessen Sohn Abraham Hogenberg.1578. [Johanna Kätzel]

[Last update: ]