Blumen gehörten zu Illies’ frühesten Malaufgaben und sie blieben es sein gesamtes Malerleben hindurch. Sie sind auch die Hauptmotive der Druckgrafik Otto Illies’. Vor allem in den vierziger Jahren entstanden außerdem Blumenaquarelle, die zu den Kostbarkeiten der Gattung gehören - wohl zumeist wie die "Margeriten" gleichsam als Blumenstrauß für die Gemahlin des Malers. Leider gingen die meisten durch einen Kofferdiebstahl verloren.
Die Blumenmalerei war eine seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert kaum geläufige Gattung. Impressionisten wie Expressionisten malten Blumen - und am ehesten Blumensträuße - allenfalls als koloristischen Leckerbissen und boten diesen stilllebenhaft dar. Otto Illies malte sie gleichsam botanisch mit einem scharfen Blick für das Arttypische, doch dabei emotional gegenüber dem "Blümchen" und stets unter Auskostung aller ornamentalen Reize, die er in den leicht fasslichen Formen von Anemonen ebenso fand wie im Filigran strauchartiger Gewächse wie der im Farbholzschnitt dargestellten Bickbeere.
Blumen waren für Otto Illies identitäts- und heimatstiftend. Es waren ganz überwiegend die schlichtesten, heimischen Gewächse, die den Künstler besonders anzogen. Seine Liebe gehöre, so sagte er, "unsern wilden Blumen": und nicht der üppigsten Blüte oder der edelsten Orchidee. Eine Margerite erscheint in seiner Darstellung höchst auratisch in ihrer Einfachheit.