Christoph Martin Wieland (1733-1813) begann 1750 ein Studium der Jurisprudenz in Tübingen und Halle. 1752-1754 weilte er auf Einladung Bodmers in Zürich, bis 1759 war er in Zürich Hauslehrer. Er setzte dann sein Studium fort und wurde 1760 Senator und Kanzleiverwalter in Biberach, 1769 Professor für Philosophie an der Universität in Erfurt und kurmainzischer Rat. 1772-1775 war W. Prinzenerzieher und Hofrat in Weimar. Nach einem Rückzug auf sein Gut Oßmannstedt (1797-1803) kehrte er nach Weimar zurück. In vielfältiger Weise wirkte W. auf die Literaturentwicklung ein, besonders durch seine Romane z.B. "Don Sylvio von Rosalva" (1764) und "Geschichte des Agathon" (1766/1767) sowie seine Verserzählungen wie "Musarion, oder die Philosophie der Grazien" (1768). Ferner war er Herausgeber der für den literarischen Bereich zentralen Zeitschrift "Der teutsche Merkur" (1773-1810) und "Attisches Museum" (1797-1807).
Besuch bei Gleim 1775.
Als Gleim erfuhr, dass in Leipzig ein Porträt Wielands gemalt wurde, wollte er Calau beauftragen, es für ihn zu kopieren. Aber Wieland lehnte ab. Brief an Gleim vom 23. Juli 1770: "Allein würde dem Hern. Canonicus Gleim ... mit einem Mignaturgemälde nicht gedient sein, indem ich wohl wüßte, daß die Bildnisse, welche Hr. Gleim von seinen Freunden habe, alle einen gewissen gleichförmigen Format hätten, aus dem kleinen aber ins größere zu malen, würde schwerlich zu raten sein ..." Wieland hätte sich gern von Graff malen lassen und von diesem Bild eine Kopie für Gleim fertigen lassen, aber Graff war zu dieser Zeit nicht in Leipzig. Und ein Jahr darauf bedankte sich Wieland in einem Brief vom 6. Juli 1771 bei Gleim für ein Schreibzeug und hätte ihm gern als Dank ein Bildnis geschenkt aber: "Mein Bild ist alles, was ich Ihnen anbieten könnte, aber ich kann mich nicht entschließen, Ihren Musentempel durch eine Gurkenmalerei entheiligen zu lassen, und bis ich Gelegenheit finde, von Graffen gemalt zu werden, wird es also unmöglich sein, Ihren freundschaftlichen Wunsch und den meinen in diesem Stücke zu erfüllen."
Im Mai/Juni 1775 besuchte Wieland Gleim erstmals. Wahrscheinlich brachte er bei dieser Gelegenheit das von Heinsius gemalte Porträt mit, das seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen ist.
verso: C. M. Wieland, wegen seiner Musarion, gemalt von J. E. Heinsius 1775.