Mit der Ansicht der Stadt Dortmund und der "Annales Tremonienses" schuf der Kaufmann, Chronist und Kartograph Detmar Mulher um das Jahr 1610 zwei der wichtigsten Quellen zur Dortmunder Stadtgeschichte. Geschickt verband er zwei Stadtansichten: Von Süden wählte er die damals populäre Darstellung der Vogelperspektive, die Ansicht von Norden gab er als Silhouette wieder. Die Verbindung dieser beiden Perspektiven bildete das Burgtor. Da es für die Schau von oben keinen entsprechenden Standort gab, musste Mulher die Vogelperspektive erfinden. Der Verlauf des Walles ist dementsprechend verzerrt gezeichnet. Viele Gebäude sind sehr detailliert mit Türen und Fenstern wiedergegeben. Einzelheiten der Befestigung sind deutlich erkennbar. Besonders dominant wirken die sakralen Gebäude, sowohl in der Silhouette als auch in der Vogelperspektive. In der rechten Bildhälfte sind die Reinoldikirche und die Marienkirche, damals noch mit zwei Türmen, zu erkennen. Auf der linken Seite fallen die Petrikirche und das Dominikanerkloster ins Auge. Die Vogelschau bietet darüber hinaus Einsicht in viele weitere Details, wie etwa in die Gestaltung kleinerer Kapellen, und öffentlicher Gebäude oder das Straßennetz . Nach diesem Plan wurde der Adlerturm am Ostwall rekonstruiert.
Da sich bis in das 19. Jahrhundert die Einwohnerzahl und der Grundriss Dortmunds kaum änderten, kann diese Ansicht mit späteren Plänen (z. B. dem Urkataster) in Übereinstimmung gebracht werden und ermöglicht so in gewissem Umfang die Rekonstruktion spätmittelalterlicher bzw. frühneuzeitlicher Verhältnisse.
C. A.