Heinrich Graf von Brühl (1700–1763) war nach August dem Starken der bedeutendste Auftraggeber der Meissener Manufaktur. 1733 war Brühl zum Kabinettminister und zum Manufakturdirektor ernannt worden, 1737 erhielt er sogar die Erlaubnis, kostenlos Porzellan aus der Manufaktur entnehmen zu dürfen. Brühl bestellte noch im selben Jahr das größte und prunkvollste Service, das die Manufaktur jemals hergestellt hatte, das sogenannte Schwanenservice, das ursprünglich 2200 Teile umfasste und zwischen 1737 und 1742 angefertigt wurde. Das Service, das die Verherrlichung des Namens Brühl („feuchter Platz“) symbolisieren sollte, war mit reichem plastischen Dekor ausgestattet. Es zeigt die Flora und Fauna des Wassers, unter anderem Schwäne und Reiher im Schilf, Delfine, Krebse, Muscheln und Schnecken, aber auch allegorische und mythologische Gestalten wie Neptun, Tritonen und Meergöttinnen. Weitere Ausformungen dieses Modells mit farbiger Staffierung sind bisher nicht bekannt. Das Schwanenservice verkörpert als Hauptwerk Kaendlers die Vollendung aller plastischen Ausdrucksmöglichkeiten in Porzellan, zugleich bildet es innerhalb der Entwicklung barocker Tafelgeschirre den künstlerischen und stilistischen Höhepunkt.
Schenkung der Gesellschaft der Freunde des Kunstgewerbemuseums, Leipzig, 1911.