In Großbritannien glaubte man jahrhundertelang an die heilende Wirkung der Berührung durch den König oder die Königin im Bezug auf eine bestimmte Lympherkrankung, die Skrofulose (engl. „King’s Evil“). Zeremonien, in denen britische Monarchen Erkrankte berührten, sollen bereits auf Eduard dem Bekenner (reg. 1042-1066) zurück gehen. Im 15. Jahrhundert wurden gelochte, goldene Münzen (engl. „touch-piece“) ausgegeben, welche den Erkrankten zum Tragen um den Hals dienten. Seit Eduard IV. (reg. 1471-1483) war wohl auf der Vorderseite eine Abbildung des drachenkämpfenden Erzengels Michaels zu sehen. Die Rückseite zeigte ein Segelschiff in voller Fahrt mit lateinischer Umschrift. Übersetzt war darin „Gott allein ist Ruhm und Ehre“ zu lesen, womit die göttliche Herkunft der Heilung bestätigt wurde. Königin Anne (reg. 1702-14) war die letzte britische Monarchin, welche jene Art von Prägungen in Großbritannien prägen ließ und die Tradition am Leben hielt. Dieses Exemplar zeigt die typischen Motive des Engels und fahrenden Schiffs. Es entstand vermutlich um 1707. Ein ähnliches Stück befindet sich heute im British Museum (Inv. Nr. M.8007). Königin Anne schenkte jenes touch-piece 1711 dem späteren Schriftsteller und damals zweijährigen Kleinkind Samuel Johnson (1709-1784).
[Julia Bischoff]