Im Jahr 1871 wurde Reuß jüngerer Linie ein Bundesstaat des neu gegründeten Deutschen Reiches. Trotz Verlusts der außenpolitischen Hoheit blieb das Fürstentum in seinen inneren Belangen souverän. Es besaß, ähnlich wie die heutigen Bundesländer, eine eigene Verfassung und einen Landtag. Darüber hinaus lagen auch Polizei und Justiz, Kultur und Bildung, Steuerwesen und Kirchenaufsicht in den Händen des Fürstentums.
Heinrich XIV. (1832-1913) übernahm 1867 die Regierung des Fürstentums. Unter ihm beschritt Gera den Weg zur Großstadt. Die rasant zunehmende Industrialisierung veränderte das Aussehen und die Infrastruktur der Stadt und verschob vor allem die sozialen Strukturen nachhaltig. Die überwiegend sozialdemokratisch orientierte Arbeiterbevölkerung vervielfachte sich. Die politische Situation blieb jedoch in den 1860er bis 1880er Jahren relativ gemäßigt, nicht zuletzt infolge der liberal geprägten Regierung Heinrich XIV. und seiner Staatsminister.