Die gekämmten Fäden erinnern in ihrer Gestalt an das Gemälde "Schrei" von Edvard Munch (1863-1944). Diese abstrahiert anthropomorphen Formen ziehen sich wie eine Reihe dunkelbraun gewandeter Klageweiber um den hellbraunen Gefäßkörper. Die Gefäße sind leicht durchscheinend, so daß das Dekor eine Tiefenstaffelung erfährt. Auf diese Weise ergänzen und überschneiden die geschwungenen Linien einander und erzeugen abhängig vom Blickwinkel ein neues Dekor. Gekämmte Farbbandeinlagen gehören zu den traditionellen Dekoren - im Museum für Glaskunst Lauscha haben sich z. B. Henkelbecher aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erhalten.
Weitere Glasgestalter wie z. B. Albrecht Greiner-Mai, Dieter Schmidt oder Günter Queck u. a. arbeiteten ebenfalls mit diesem Dekor.
[Text: Günter Schlüter & Antje Vanhoefen]