Ende des 18. Jahrhunderts kam die heimische Porzellanmalerei in Mode: Auch Amateur*innen bezogen nun Rohmaterialien wie Porzellan und Farben von den Manufakturen und verzierten das Geschirr in den eigenen vier Wänden. In Württemberg spielte Königin Charlotte Augusta Mathilde (1766–1828), Tochter des englischen Königs Georg III. und zweite Ehefrau von König Friedrich I. für die Beliebtheit der Porzellanmalerei eine wichtige Rolle. Die in England unter gutgestellten Frauen bereits verbreitete Mode fand nun auch Eingang in die gut betuchten Kreise Württembergs, wie dieses Set aus zylindrischer Tasse und zugehöriger Untertasse nahelegt. Auf den Seiten trägt die Tasse inmitten eines goldenen Rankenmusters die Widmung „Dem theuren – Gross-Onkel.", die auf der Untertasse fortgeführt wird mit dem Schriftzug „zum Andenken von Amalie“ sowie auf dem Boden der Tasse mit „Amalie / v. Bissingen pinxit /–/ in Weingarten / dem 19.ten März / 1818.“. Insbesondere bei der Untertasse ist die goldene Rankenverzierung stark berieben. Die Stirnseite zeigt eine gold umrandete Landschaftsmalerei mit Ansicht der Abtei Weingarten und darunter die Beschriftung „Schloß Weingarten“ – ein Verweis auf die Nutzung des Gebäudes als königliches Sommerschloss zwischen den Jahren 1811 und 1918. Auf diese Weise reflektiert das Set die materiellen Ausformungen der zeitgenössischen Erinnerungskultur: Andenkentassen mit Landschaftsansichten und/oder persönlichen Widmungen wurden zu beliebten Sammelobjekten und wurden häufig als Zeichen persönlicher Verbundenheit verschenkt. Die rote, bekrönte und stark abgeriebene FR-Marke auf dem Boden der Untertasse verweist auf die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur. [Vivien Schiefer]