Der Pokal ist ein perfektes Kunstkammerstück, da es alle Eigenschaften in sich vereint, die ein Sammler des 17. Jahrhunderts suchte: Er besteht aus Edelmetall, welches in Notzeiten eingeschmolzen werden kann. Aus Augsburg stammend, als berühmtes Zentrum der Goldschmiedekunst garantiert es mit seinem Schöpfer Hans Jakob Bair, hervorragende Handwerkskunst. Gleichzeitig verknüpft die auffallende Gestalt des Pokals und seiner Figuren, antike und christliche Themen. Der Globuspokal zeigt die damals bekannte Welt. Der heilige Christopherus trägt hier nicht das Christuskind auf der Schulter, sondern die antike Figur Atlas die Erdkugel. Christus, als Weltenherrscher bekrönt diese. Ergänzt wird diese Ikonographie mit einem lateinischen Trinkspruch, der die Gastlichkeit und Heiterkeit postuliert und der griechischen Inschrift: "In zwei Hälften sind wir aus der Kugel geschnitten, die eine von uns enthält die Bewohner des Südens, die andere die Völker im Norden. Aber blicke du niemals von oben auf den Norden. Wenn du in beiden [Hälften] in zweifachem Maße trinkst, wirst du alles sehen, auch die Antipoden." Der gebildete Gast konnte in ihm also den auf den ersten Blick verborgenen Verwendungszweck erkennen.
[Katharina Küster-Heise]