Das früheste, gleich nach der Restaurierung der Katharinenkirche von Eduard Gaertner 1866 gemalte Bild ging verloren. Von dem hier gezeigten Gemälde, das 1870 entstand, fertigte der Maler zwei Jahre später eine fast gleichartige Kopie an, die sich im Stadtmuseum Berlin befindet. Sie gilt als letztes Werk des Künstlers. Dargestellt ist die Nordseite von Schiff und Chor der um 1400 begonnenen Kirche mit der 1430 errichteten Fronleichnamskapelle. Das Bauwerk zählt zu den schönsten spätgotischen Hallenkirchen der norddeutschen Backsteingotik.
Man vermeint auf dem detailgetreuen Gemälde jeden Ziegelstein der Kirche und jedes Blatt an den Bäumen zählen zu können. Die Bildregie wird bei näherer Betrachtung der Komposition sichtbar. Gleichsam als Rahmen erscheinen die beiden Eichen, während die Kapelle durch das am späten Tage einfallende Sonnenlicht hervorgehoben wurde.
Zur Steigerung der Wirkung des imposanten Gebäudes sind die Häuser der Stadt mit dem Turm des Neustädtischen Rathauses (1945 zerstört) recht klein wiedergegeben. Die ebenfalls sehr kleinen, in genrehaften Gruppen über das Bild verteilten Staffagefiguren vertiefen den poetischen Eindruck, der über dem Ganzen liegt.
Gaertner war vor allem Porträtist der Stadt Berlin, deren damalige Ansichten er für die Nachwelt dokumentierte.
Signiert unten rechts: E. Gaertner f. 1870