Die heiligsten Schriften im Judentum sind die Fünf Bücher Moses, die sogenannte Tora (wörtl. "Lehre", "Gesetz"). An jedem Schabbat wird ein Wochenabschnitt im Gottesdienst vorgetragen, so dass im Laufe eines Jahres die gesamte Tora verlesen wird. Für diese gottesdienstlichen Lesungen wird ausschließlich die traditionelle Rolle verwendet, die von einem Toraschreiber ("Sofer") von Hand auf gegerbte Tierhaut geschrieben wird. Die einzelnen Pergamentbögen werden zu einem langen Streifen vernäht, welcher auf zwei Holzstäbe, "Bäume des Lebens" genannt, gewickelt werden. Zur Aufbewahrung im Toraschrein werden die beiden Hälften mit einem Leinenband umwickelt und zum Schutz und Schmuck mit Mantel, Schild und Krone "bekleidet". Die silberne Hand dient als Lesehilfe, um die empfindliche Handschrift nicht mit dem Finger zu berühren.
Diese Torarolle erwarben Isaak, Sohn des Josef Nußbaum und seine Gattin Pesla, Tochter des Baruch HaKohen im Jahre 1912 anlässlich der Einweihung des privaten Gebetssaales in ihrem Hause Friedrichstraße 4 in Halberstadt. Den Mantel stiftete der Knabe Schmuel HaKohen Nußbaum, ein Enkel von Isaak Nußbaum an seinem 13. Geburtstag, dem Tag seiner Bar Mizwa. Es gelang der Familie Nußbaum, in der Zeit des Nationalsozialismus die Torarolle mit in die Emigration zu retten, sie wurde viele Jahre in einer Synagoge in Los Angeles verwendet. Anlässlich der Eröffnung des Berend Lehmann Museums kehrte sie 2001 nach über 60 Jahren als Leihgabe nach Halberstadt zurück.