Diese vermutlich in Stendal gefertigte Gestühlswange stammt aus der Salzwedeler Katharinenkirche. Ihre ursprüngliche Gestalt ist wie bei einem vergleichbaren Stück (Inv.-Nr. VI/86/80a) aus derselben Kirche nicht mehr rekonstruierbar. Ebenfalls aus dem gotischen Gestühl dieser Kirche stammt ein Sitzbrett (Inv.-Nr. VI/51/57).
Wie die andere Wange auch ist diese in den oberen Bereichen durchbrochen geschnitzt. Im Fenster zeigt sie zwei Frauengestalten, die eine gekrönt, die andere mit Krüseler. Eine sichere Identifizierung ist bislang nicht möglich. Aus der Katharinenlegende käme das Zusammentreffen (und die Bekehrung) der Kaiserin Faustina mit Katharina in Frage. Darunter befindet sich ein Relief mit einer Standfigur der Katharina, welche ihr Atrribut, das Rad, in der Rechten hält.
Im unteren Bereich der Wangeninnenseite finden sich Säulchen, auf denen der Sitz auflag, sowie runde, vegetabil geschnitzte Knäufe.
Stilistisch gehören die Skulpturen mit ihren reichen und fließenden Draperien in die Spätphase des Schönen Stils, womit eine Datierung um 1420 nahe liegt. Die dendrochronologische Datierung weist in die Zeit nach 1402.
Die Schnitzereien sind denen der Gestühle des Stendaler Doms, der Stendaler Jacobikirche, der Stendaler Marienkirche (Gestühl an der Westwand) und eines Zweisitzes im Havelberger Dom äußerst ähnlich und dürften wohl von ein und derselben Werkstatt ausgeführt worden sein. Aufgrund der großen Konzentration zugehöriger Gestühle in Stendal ist ein Sitz in dieser Stadt zu vermuten. Zweifellos wirkten in der Werkstatt verschiedene Schnitzer. Besonders nah kommen den Salzwedeler Schnitzereien diejenigen der Pultwangen des Chorgestühls der Stendaler Jacobikirche.