Otto Brahm war einer der einflussreichsten Verfechter des Naturalismus im deutschen Theater. Er betätigte sich zunächst als Kritiker. 1894 übernahm er die Leitung des Deutschen Theaters Berlin, später des Lessingtheaters. In den achtzehnhundertachtziger Jahren verfolgte er intensiv die Berliner Gastspiele des Meininger Hoftheaters, die er zumeist anerkennend rezensierte. 1890, nach Ende der Gastspielreiseära, schrieb er: "In den zahlreichen Nekrologen, welche den verscheidenden Meiningern in deutschen Zeitungen geschrieben wurden, ist dieses eine als Todesursache übereinstimmend erkannt worden: Die Ausbreitung des Meiningertums von einer deutschen Bühne auf alle; und auf den Leichenstein schrieb man der Truppe des kunstfrohen Herzogs Georg: Sie starben am Erfolge. Ihre künstlerische Sendung hatte sie erfüllt, darum schied sie aus dem großen deutschen Theaterleben aus… (Freie Bühne, 27. August 1890) Otto Brahm konnte an der Meininger Separatvorstellung "Gespenster" am 21. 12. 1886, für die er in dem Schreiben eine Karte bestellt, nicht teilnehmen, da ihn ein Schneesturm in Oberhof zur Umkehr zwang. Wortlaut des Briefes: "Berlin, 17/12 86 / Sehr geehrter Herr, / ich bitte Sie nun mehr, mir ein Billet / zu den "Gespenstern" gef. zusenden zu / wollen; den anderen Aufführungen kann / ich leider nicht beiwohnen. Oder vielleicht / lassen Sie die Karte, wenn die Zeit zu / knapp wird, im Sächsischen Hof in / Meiningen für mich abgeben? / Hochachtungsvoll / Dr. Otto Brahm"