Totengedicht für Ernestine Thiemann aus Altenburg. Papier mit roten Schleifenband verziert. Gewidmet von Wilhelmine Vahldick.
Text
Ernestine Tiemann
Ihr Eltern gebt euch zufrieden
und stillet deine Tränen Futh.
Wenn euch ein Liebes Kind verschiden
Ihr wißt nicht warum Gott es thut.
Ach müßt ihr, daß sein harter Schluß,
Zu eurem besten dienen muß.
Wo wollt ihr hin mit euren Thränen
Betrübten Eltern denkt doch nach.
Seht nicht so ängstlich nach der Leiche
Wie weniger nur seht in das Grab
Die Blumen können bald erbleichen
Die Blätter fallen bleichend ab
Ihr Eltern. Gute Nacht!
Mein allzu schwinder Tod
Der hat euch zwar gemachte
Viel Schmerzen Angst und Noth
doch laßt das Trauern fahren
Mein Gott hat mich gebraucht
Zu auserwählten Schaaren
Ihr Eltern. Gute Nacht!
Nun geht es an ein Scheiden
Ich fahr zum Vater hin in seinen Himmelsfreund
Nun lieg armes Mägdelelin
Und Ruh in meinen Kämerlein
Ich bin durch einen sanften tod.
Entgangen aller Angst und Noth.
Was schar ..... mir das mein Gebein
Muß in das Grab verscharret sein
Wie manches Kind fällt sich zu Tod
Wie manches stirbt in Wassers Noth.
Wie leicht manche lange Quall
Eh es könnt an das JammerthaI.
Ihr Eltern! Gute Nacht muß ich euch schon so Jung
verlassen.
So werdet ihr mich doch mit Herzens Lust
umfaßen.
Wenn gott mit euch in dieser Welt ein Ende macht.
Ihr eltern! Gute Nacht! die Angst u. Marterstunden
alein sind in dieser Welt
Nun völlig überwunden
Mein Leib schläft sanft bis daß er wiederum erwacht.
Ihr Eltern! Gute Nacht!
Höret auf um mich zu klagen
Da nun mein zarter Leib Wird
hin ins Grab getragen
Bis das die Seele ist
Zur Himmels ruh gebracht
Ach weinet, weinet nicht
Ach alle gute Nacht
Gewidmet
von
Wilhelmine Vahldick
