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"Sprater und Brunholdis", 1934

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Postkarte Archäologische Abteilung Malerei/Zeichnungen/Grafik Nationalsozialismus [2024/0198/005]
"Sprater und Brunholdis", 1934 (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Description

Diese satirische Postkarte, die ein Konglomerat an Karikaturen bietet, wurde im Herbst 1934 "produziert". Den Anlass dafür boten die Ausgrabungen, die Friedrich Sprater, der damalige Direktor des Historischen Museums der Pfalz in Speyer, in Bad Dürkheim im römischen Steinbruch "Kriemhildenstuhl" ab 1934 initiierte und persönlich leitete. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Bereich noch als "Brunholdisstuhl" bezeichnet, was allerdings auf eine Verwechslung zurückgeht, denn dieser liegt nämlich direkt westlich vom Klinikum "Sonnenwende". Aufgrund eines Urkundenfundes aus dem 14. Jh. hieß der Steinbruch ab 1935 "Kriemhildenstuhl".
Im Mittelpunkt der Zeichnung badet eine nackte Brunholdis in einem überdimensionierten Weinglas ohne Stiel und hält einen gefüllten Weinrömer in der Rechten. Links davor steht Sprater vor einem Erdhaufen mit Spaten, der die Grabung symbolisieren soll. Mit einer großen Lupe scheint dieser Brunholdis leicht voyeuristisch zu begutachten. Unterhalb der Spraterfigur steht dazu: " Dr. Sprater bestimmt das Alter der Brunholdis."
Auf der rechten Seite ist ein Stück Felswand des Steinbruchs mit ein paar eher angedeuteten Felszeichnungen, die dort freigelegt werden konnten, zu erkennen. Davor steht ein, dem "germanischen" Klischee der damaligen Zeit entsprechender Wotan, der mit einem Fernglas in die Ferne schaut. Neben ihm ist zu lesen: "Wotan berechnet auf dem Brunholdisstuhl den Meridian von Dürkheim." Dies könnte auf die Theorien der so genannten "Ortungslinien" anspielen, der u.a. selbsternannte Heimatforscher anhingen, wie z.B. A. Stoll. Der "Brunholdis-/Kriemhildenstuhl" soll ein Kreuzungspunkt solcher Linien gewesen sein, was seine "kultische Bedeutung" weiter hervorheben würde. Passenderweise ist hier auch ein Kompass eingezeichnet.
Überschrieben ist die gesamte Szene mit dem Satz: "Die von Dr. Sprater in Dürkheim ausgegrabene Brunholdis, welche die Neustadter in ein Weinglas gebettet haben." Ob dies darauf anspielt, das Sprater aus Neustadt kam lässt sich nicht klar beantworten. Links neben der Spraterzeichnung "hängt" eine Urkunde mit folgendem Inhalt: "Die Urkunde durch die Herr Bürgermeister Imbt in Dürkheim den Neustädtern die Brunholdis stiftete. Gegeben 14 Tage vor Worschtmarkt 1934." Der Sinn dieser Sätze ist unklar.
Im unteren Teil der Karte ist eine sitzende Person auf einem Weinfass dargestellt, das lt. Aufschrift "1934 Brunholdis-Milch Trockenbeer-Auslese" enthält. Das Fass wird von tanzenden Zechern, Weintrauben und Rebblättern flankiert. Über der rechten Gruppe steht: "Was sich liebt, das neckt sich." Dies bezieht sich auf die Beziehungen und die latente Konkurrenz der Weingemeinden Neustadt und Dürkheim.
Ganz unten ist ein Spruchband zu lesen: "Hoch lebe der Pfälzer Wein und der Fremdenverkehr". Lins und rechts davon sind Wegweiser nach Dürkheim und Neustadt hinzugefügt. Der Dürkheimer weist auf einen Ring Wurst - Anspielung auf den Dürkheimer Wurstmarkt - und ein Häuflein Arsen - Bezug zu den Arsensolequellen - hin. Der Neustädter auf "Citronen" - was sich möglicherweise auf das beinahe subtropische Klima bezieht - und Perlen. Letzteres könnte eine Anspielung auf "Die Perle der Pfalz" sein, eine Bezeichnung mit der sich Neustadt auch heute noch "schmückt".
Trotz der karikaturartigen Darstellungen, soll diese Karte für die Region werben, die "Kultur" und "Kulinarik" zu bieten hat. Gleichzeitig spielt sie auf die - angeblich - "liebevolle" Konkurrenz der beiden Städte an.
Im ehemaligen Bildarchiv der Stadt Bad Dürkheim ist die Karte zusammen mit weiteren Fotos etc. unter der Nummer 9/967 einsortiert worden.

Dat.: 1934

Material/Technique

Papier/gezeichnet/gedruckt

Measurements

14,4 x 9,6 cm

Literature

  • A. Stoll (1935): Der Brunholdisstuhl am Ringwall über Bad Dürkheim. Mannheim
  • Dr. Thomas Kreckel (2011): Sonnenheiligtum und Kultburg - Die Geschichte der Grabungen auf der „Heidenmauer“ und im „Kriemhildenstuhl“ bei Bad Dürkheim in den 1930er Jahren. In: Egon Schallmayer, Katharina von Kurzynski (Hrsg.): Archäologie und Politik. Archäologische Ausgrabungen der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts im zeitgeschiInternationale Tagung anlässlich „75 Jahre Ausgrabungen am Glauberg“ vom 16. bis 17. Oktober 2008 in Nidda-Bad Salzhausen. Bonn 2011. Bonn
  • Friedrich Sprater (1948): Limburg und Kriemhildenstuhl. Speyer
  • Josef Röder (1969): Der Kriemhildenstuhl in: Mitt.Hist.V.Pfalz, Bd. 67, 110-132. Speyer
  • Matthias Nathal (2000): Bad Dürkheimer Stadtgeschichte(n). Ludwigshafen
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

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