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Material/Technique
Gehäuse: Ahorn (Korpus); Wacholder (Innenfurnier); Schildpatt, furniert und mit rotem Papier unterlegt; Gelbguss, feuervergoldet; Glas; Uhr- und Schlagwerk: Messing, vergoldet; Ziffern- und Anzeigenringe: Messing(?), versilbert; Stahl, z.T. gebläut
Das Achttagegehwerk mit Gewichtsantrieb und rückführender Ankerhemmung besteht aus einem rechteckigen Vollplatinenwerk aus Messing (H: 17,5 cm; B: 14 cm; Werkpfeiler-H: 6 cm; Platinenstärke: 0,35 cm). Die Werkpfeiler weisen in der Mitte einen verdickten Ring auf, seitlich zu den Platinen jeweils zwei dünne Ringe, zu den Platinen hin kegelförmige Ansätze. Ebenso wie das Antriebswerk ist das Geh- und Schlagwerk auf einen quer durch den Uhrenkopf eingepassten Werkstuhl aus Weißbuche (H: 3 cm; T: 24,5 cm; B: 52,4 cm) montiert. Die Uhr besitzt eine Grande Sonnerie (Vierviertelschlag): alle Viertelstunden auf sechs kleinen Glocken, wobei diese nacheinander bei Viertel einmal, bei Halb zweimal, bei Dreiviertel dreimal und zur vollen Stunden viermal ausgelöst werden. Zur vollen Stunde ertönt zusätzlich der Stundenschlag auf der siebten, großen Glocke. Diese liegt über dem Werk, die sechs kleineren, ineinander angeordneten Glocken rechts daneben und um 90° gedreht. Die große Glocke, das Pendelzwischenstück mit Pendelfeder, das komplette Pendel, die Darmsaiten für den Aufzug und die meisten Lager wurden bei der Restaurierung 1993 erneuert. Sie waren entweder nicht mehr vorhanden oder durch mechanische Gewalteinwirkung auf das Werk zerstört worden. Da auch die originalen Antriebsgewichte verloren waren, wurden andere eingesetzt.
Das für die Entstehungszeit der Uhr altertümlich wirkende Zifferblatt besteht aus einer rechteckigen vergoldeten Messingplatte mit halbrundem Arkus (H: 40 cm; B: 28,5 cm) als oberen Abschluss, deren Ecken mit Bandl- und Rankenwerk sowie mit Masken im frühbarocken Stil dekoriert sind. Der versilberte Ziffernring (D: 27 cm) zeigt schwarz ausgefüllte römische Stundenziffern, dazwischen jeweils lilienartige Halbstundenmarkierungen, arabische Fünfminutenziffern, eine gebogene Strichminuterie zwischen den Stunden- und Minutenziffern sowie eine Viertelstundenstrichmarkierung an der Innenseite des Reifs. Unterhalb der XII befindet sich ein kleiner versilberter Sekundenring mit schwarzen arabischen Fünfminutenziffern und einer Fünfsekundenstrichmarkierung am Innenrand, dazu ein einfacher gebläuter Stahlzeiger. Oberhalb der Uhrmachersignatur liegen die beiden Aufzugsvierkante, unterhalb zeigt ein viereckiger Ausschnitt die Datumszahl. Die reich ausgebildeten barocken, durchbrochen gearbeiteten Stunden- und Minutenzeiger bestehen aus gebläutem Stahl. Im Arkus sind zwei versilberte Ringe als Anzeigen zum An- und Abschalten des Schlag- und Spielwerks mit balusterförmigen Zeigern angeordnet: links „Sonne les Quarts / Les heures Seules Rien“, rechts „Clavessin / Non Clavessin“.
Das stabwerksförmig angeordnete Antriebswerk (H: 18 cm; B inkl. Walzenhalterung: 20 cm; T: 7 cm) befindet sich, um 90° gedreht, rechts neben dem Gehwerk, der Windfang mit viereckigen, an einer Seite abgerundeten Flügeln über der Walze. Der Spielwerksrahmen misst H: 27,5 cm; B: 37,5 cm; T: 16,3 cm. Die hölzerne Walze (B: 29 cm; D: 13,8 cm) mit Stahlstiften und vierkantiger Walzenachse kann von links ausgetauscht werden. Auf der Walze klebt seitlich ein Papier mit der Aufschrift „Allegro (…)“, auf der Walze ist eingeritzt: „XX“, möglicherweise die Walzennummerierung, was für eine außerordentlich große Anzahl von Austauschwalzen spräche. An der Außenplatine des Spielwerks gibt es eine weitere Einritzung „N 6490“. Hinter der Walze, auf der Gehäuserückseite, war ursprünglich das hackbrettähnliche Instrument mit Stahlsaiten angeordnet. Es ist derzeit ausgebaut und befindet sich im Depot. Vorhanden sind nur noch die 50 Hämmer mit ihren an den Enden befindlichen krummen Spitzen, den Tangenten. Das Harfenwerk konnte zu jeder vollen Stunde ausgelöst werden. Zurzeit gibt es keine Verbindung zwischen Uhr- und Spielwerk.
Auf der inneren Gehäuserückwand klebt unten ein mit schwarzer Tinte, höchstwahrscheinlich im 19. Jahrhundert beschrifteter Papierzettel: „Mutio Clementi – um 1750.“ Der mit dem irrtümlichen Datum versehene Name weist auf den italienischen Komponisten, Pianisten, Musikverleger und Klavierbauer Muzio Clementi (1752-1832). Er galt, ähnlich wie Mozart, als Wunderkind, der schon als Zwölfjähriger komponierte und ab 1780 Konzertreisen an europäische Fürstenhöfe unternahm. Eine der Melodien auf den vermutlich zahlreich vorhandenen Walzen für diese Harfenuhr stammte wohl aus seiner Feder. Friedrich II. von Preußen soll vor allem eine Vorliebe für Clementis Flötensonaten gehegt haben, was nicht ausschließt, dass eines seiner Klavierwerke für die dafür passendere Harfenuhr transponiert worden ist. (Ian D. Fowler, Franka Görike, Silke Kiesant)