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Schloss Neuchâtel, Pierre Jacquet-Droz, Konsoluhr mit Glockenwerk, um 1779
Material/Technique
Korpus und Rückwand: Holz, Messing, aufgelegt, z. T. graviert, Applikationen: Gelbguss, vergoldet, Horn, hinterlegt mit farbigem Papier, Schildpatt, Email, Schallöffnungen: Textil; Werk: Messing, Stahl; Email; Blasebalg: Holz, Ziegenleder; Flöten: Zinn
Measurements
Höhe 111,5 cm, Breite 59,5 cm, Tiefe 27,5 cm; Konsole: Höhe 42,5 cm, Breite 59 cm, Tiefe 34 cm
Das Gehwerk besteht aus einem rechteckigen Vollplatinenwerk aus Messing, unten eingezogen und mit unten abgerundeten Ecken (H: 15,9 cm; B: 17,5 cm; Werkpfeilerhöhe: 3,93 cm; Platinenstärke: 0,22 cm; glatte Pfeiler mit Ansätzen zu den Platinen). Der volle Viertelstundenschlag erfolgt auf drei Glocken (eine ersetzt) – Grande Sonnerie – mit Repetition durch Auslösung mit Faden (Repetitionshebel fehlt) auf der Rückplatine (Stundenschlag auf tieferer Glocke, Viertelstunden auf zwei hellen Glocken). Außerdem: zwei Räderwerke in gestürzter/invertierter Anordnung (Federhaus oben) mit Rechen und Kadratur auf der Rückplatine, horizontal gelagerte Hammerwellen, Federantrieb mit umlaufenden Federhäusern, Spindelhemmung. Die Pendelfederaufhängung ist nach hinten verlängert, um das Musikwerk zu umgehen. Die Gangdauer beträgt ein bis zwei Wochen. Die Datierung der Zugfedern von dem Federnhersteller J. F. Jacob 1770 ermöglicht eine zeitliche Einordnung zur Entstehung der Uhr.
Das große, kunstvoll gearbeitete und sehr seltene Emailzifferblatt à la soleil (D: 33 cm) weist von der Mitte ausgehend jeweils zwischen den schwarzen römischen Stunden- und arabischen Fünfminutenziffern zwölf radial angeordnete Kerben auf, außerdem eine Minuterie mit Strichen (bei den Fünfminuten mit Punkten, bei den Viertelstunden mit Punkten und Strichen). Im Mittelkreis befinden sich drei Aufzugslöcher, ein weiteres über der 12 im Gehäuse für das Spielwerk. Die vergoldeten Messingzeiger in barocker Form sind ausgeschnitten, filigran graviert und ziseliert, der Stundenzeiger in einen Pfeil, der Minutenzeiger in einer geschlängelten Form auslaufend.
Der Antrieb für das Flötenwerk, ebenfalls ein Messing-Vollplatinenwerk (H: 10,6 cm; B: 17 cm; T: 12,5; Platinenstärke: 0,3 cm; Werkpfeilerhöhe: 5,64 cm) bestehend aus drei Platinen hintereinander, befindet sich mit dem Windfang (rechteckige Flügel mit abgerundeten Ecken) oberhalb des Gehwerks im Gehäuseaufsatz. Der Federantrieb mit doppelter Schnecke läuft auf einer Achse und Ketten auf zwei Federhäusern. Das Werk ist durch einen Antriebsriemen mit den im unteren Teil des Uhrkastens angeordneten Spielwerksteilen verbunden: an der Rückseite des Gehäuses ganz unten der Blasebalg aus Ziegenleder auf einem Holzbrett, darüber die nicht verschiebbare Walze mit runder Achse aus Stahl sowie das Flötenregister, bestehend aus 14 gedackten Zinnpfeifen in zwei Reihen direkt hinter dem Zifferblatt. Die hölzerne, an den Seiten mit Messing belegte Walze (L: 22,7 cm; D: ca. 9,4 cm) mit Messingstiften und -brücken spielt acht bisher nicht identifizierte Melodien, 14 Claves. Diese Spielwerksteile sind in ein Messinggestell (H: 21 cm; B: 26 cm; T: 16,3 cm) eingepasst. Die ursprünglich stündliche Auslösung vom Uhrwerk aus wurde ausgebaut, sie erfolgt jetzt manuell durch einen auf der rechten Seite angebrachten Stift.
Die geteilte Anordnung der einzelnen Antriebswerkteile im oberen und unteren Gehäuseteil ergibt sich durch den beengten Platz in der Pendule und ist typisch für Neuenburger Uhren. Daher ist es anzunehmen, dass Louis George viele Einzelteile entweder in der Berliner Uhrenfabrik, die solche Werke ebenfalls herstellten und deren Mitarbeiter aus Neuenburg stammten, oder direkt in der Schweiz erworben und in seiner Werkstatt zusammengesetzt und verfeinert hat. Für den Bezug aus der bzw. auf die Schweiz spricht auch eine von der Gehäusegestaltung sehr ähnliche Uhr im Uhrenmuseum Le Locle, für die die Gebrüder Huguenin das Werk sowie ein Glockenspiel arbeiteten. Deren Bronzebeschläge, die denen der Uhr in den Neuen Kammern sehr nahe kommen, wurden in Renan – unweit von La Chaux-de-Fonds – ausgeführt. (Ian D. Fowler, Franka Görike, Silke Kiesant)