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mehrere Versionen, u.a. für den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz mit Barometer und einem Werk von Jacques III. Thuret, um 1712-1715; als Bekrönung eines Cartonniers mit einem Werk von Thuret, um 1715-1720; als Kopf eines Regulators für den Grafen von Toulouse mit einem Werk von Charles Le Bon, um 1719; auf einem Piedestal mit einem Werk von Thuret, um 1720
Material/Technique
Eichenholzkern, innen gefasst mit schwarzer Farbe; Marketerie aus Schildpatt, furniert und Messing, eingelegt; Gelbguss, feuervergoldet, ziseliert, graviert; Messing; Stahl; Email; Glas
Das Uhrwerk besteht aus einem viereckigen Messing-Vollplatinenwerk (H: 17,3 cm; B: 18,4 cm; Platinenstärke: 0,25 cm, glatte Werkpfeiler mit Ansätzen zu den Platinen, H: 4,55 cm). Ausgestattet mit einem Achttagegehwerk, Federantrieb mit umlaufenden Federhäusern, ruhende Ankerhemmung mit verstellbaren Paletten (Graham-Hemmung), ursprünglich wohl Spindelhemmung, Kadratur mit zwei Rechen auf der Vorderplatine, horizontal zwischen den Platinen gelagerte Hammerwellen, Viertelstundenschlagwerk auf zwei über dem Werk angebrachten Glocken. Das nicht mehr originale Pendel ist an einer Pendelfeder aufgehängt.
Das emaillierte, leicht nach vorn gewölbte Zifferblatt vom Typus Neuenburg (D: 27 cm) zeigt die schwarzen römischen Stunden- und die arabischen Fünfminutenzahlen, eine Minuterie mit Strichen (bei den fünf Minuten begleitet durch zwei Punkte), die beiden filigranen, durchbrochen gearbeiteten Zeiger aus vergoldetem Messing sowie drei Vierkantaufzugslöcher zwischen III und IIII sowie VIII und IX sowie über der VI. In der Mitte hinterließ der Uhrmacher seine Signatur. Unterhalb des Zifferblattes weitet sich die profilierte Rahmung in einem halben Bogen nach unten aus, so dass das nicht mehr originale Pendel mit runder Pendellinse zu sehen ist. Im Uhrenkasten deuten einige jetzt ungenutzte Löcher und Schlitze unter der Konsolplatte darauf hin, dass das wohl aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Gehäuse um 1770 von Illaire mit einem neuen Werk versehen wurde. Da die Uhr anfangs auf einer Konsole stand, konnte das Sekundenpendel des ursprünglichen Werks mit Gewichtsantrieb durch die Aussparungen im unteren Brett des Gehäuses frei schwingen. Auch auf der Oberseite des Gehäuses befinden sich eine größere ovale Aussparung und zwei kleinere Löcher im Kernholz, möglicherweise für einen früher vorhandenen Aufsatz für eine Glocke.
Über den Kleinuhrmacher Jean Henry Illaire gibt es nur wenige Informationen. Ab 1769 kann seine Tätigkeit in Berlin nachgewiesen werden. Offenbar genoss er ein erhebliches Ansehen, da er zu der 1770 von der Akademie der Wissenschaften eingesetzten Kommission gehörte, die das Uhren-Warenlager der von dem Genfer Uhrmacher Abraham-Louis Huguenin bis zu dieser Zeit geführten Berliner Uhrenfabrik schätzen sollte. Sein Haus befand sich in der Königstraße direkt am Schlossplatz, wo er vermutlich 1779 nicht mehr lebte. Die Pendule Temps couché ist das bisher einzig überlieferte, von ihm signierte Werk für den Hof. Im Kunsthandel tauchte vor Jahren eine kleine Reiseuhr (um 1770) auf (Abeler, 2010). (Ian D. Fowler, Silke Kiesant)