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Porträt von Marie Madeleine Lefort

Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft [FSIFS-094_a]
Porträt von Marie Madeleine Lefort (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Public Domain Mark)
Provenance/Rights: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (Public Domain Mark)
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Description

Schwarz-Weiß-Fotografie der frontal porträtierten Marie Madeleine Lefort vor einem neutralen Hintergrund. Sie ist vom Kopf bis zur Hüfte sichtbar, trägt ein helles, ärmelloses Kleid und einen Federschmuck an einer Krone in ihrem Haar. Die Hände hält sie hinter ihrem Rücken. Sie wurde frontal porträtiert und sieht die Betrachtenden direkt an.

Kontext:
Marie Madeleine Lefort soll von 1899 bis 1864 gelebt haben und mit einem Agenten (Impressario) durch Europa gereist sein, wo sie als sog. „Bartfrau“ auftrat. Nachdem es viele Spekulationen um ihre Geschlechtszugehörigkeit gegeben hatte, sei nach ihrem Tod eine Sektion im Pariser Hôtel Dieu durchgeführt worden, in der man ihre weibliche Geschlechtszugehörigkeit festgestellt habe (vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel XIV).
In anderen Quellen wird sie als „Zwitter“ bezeichnet und behauptet, dass sie als Mann gelebt habe (vgl. Kossmann, R. und Weiß, J. (1900): Mann und Weib. Ihre Beziehungen zueinander und zum Kulturleben der Gegenwart, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Band 2, Seite 333).

Porträts wie das von Marie Madeleine Lefort wurden in der zeitgenössischen Literatur zumeist im Kontext sog. „Bartfrauen“ bzw. „Bartdamen“ abgebildet. Auch Magnus Hirschfeld, Sexualwissenschaftler und Sexualreformer nutzte Abbildungen von „bärtigen Frauen“ in seiner Publikation „Geschlechtsübergänge“ im Kapitel „Androtrichie. Feminae barbatae.“ Dort schreibt er: „Zu den häufigsten und augenfälligsten Geschlechtsübergängen gehören die der Behaarung, einem […] besonders wichtigen sekundären Geschlechtscharakter.
Um sich von der Häufigkeit des „Frauenbartes" eine Vorstellung zu machen, ist es nur nötig, die Annoncenteile der Zeitungen zu durchsehen. Ich sammelte einige Wochen die Inserate, in denen die Entfernung weiblicher Barte mittelst Elektrolyse, Enthaarungswassern, Depilatorien und anderen Methoden angepriesen wird und fand, daß sich in Berlin Dutzende von Personen diesem anscheinend recht einträglichen Erwerbszweig widmen.“ (vgl. Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel XIV)

Bilder von „Frauen mit Bärten“ waren Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die vermutlich zum ersten Mal 1922 auf der „Hundertjahrfeier deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts Magnus Hirschfeld wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstigen körperlichen Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstigen seelischen Eigenschaften.
Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, R. (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.

Inscription

Bildunterschrift in Hirschfeld: Geschlechtsübergänge: Androtrichie (feminae barbatae).

Bildunterschrift in Levy-Lenz: Hexenkessel der Liebe: Ein 1799 geborenes Mädchen – als solches bei der 1864 in Paris erfolgten Sektion festgestellt – das fünfzig Jahre lang von einem Impressario durch ganz Europa geschleppt und lebhaft besprochen wurde

Acknowledgements

Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

Literature

  • Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen). Leipzig, Text vor Tafel XIV
Published Published
1913
Magnus Hirschfeld
Leipzig
Published Published
1931
Ludwig Levy-Lenz
Leipzig
Owned Owned
1919
Institut für Sexualwissenschaft
Tiergarten
Lost Lost
1933
Berlin
1912 1935
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Object from: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e. V. (MHG) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der sich 1982 mit dem Ziel gegründet...

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