Der Pfarrstuhl aus der Protestantischen Kirche in Friedelsheim diente einst als eine Art Umkleidekabine. Hier legte die Pfarrerin oder der Pfarrer den Talar an. Das Möbel besteht aus einem fast 2 m hohen, rechteckigen Gehäuse, in das vorne zwei kassetierte Rahmen eingelassen sind, der rechte davon als Tür. In der oberen Hälfte befinden sich vorne zwei und an einer Seite seitlich Scherengitter als Sichtschutz. Früher waren solche Pfarrstühle weit verbreitet, heute findet man sie nur noch selten, weil in neueren Kirchen dafür Nebenräume eingeplant sind. 1959 wurde die Protestantische Kirche in Friedelsheim renoviert. Bei dieser Gelegenheit wurde der Pfarrstuhl entfernt und an die Sammlung der Evangelischen Landeskirche im Historischen Museum der Pfalz überstellt. Neben dem hier ausgestellten Pfarrstuhl gab es einst in Friedelsheim im Chorraum der Kirche weitere Gitterstühle, die dem Presbyterium vorbehalten waren. Diese Gitterstühle wurden bereits 1935 entfernt. Die Gitterstühle, zu denen der hier abgebildete Pfarrstuhl gehört, sind um 1780 wohl von einem ortsansässigen Schreiner hergestellt worden. / Ortsherren der Gemeinde Friedelsheim waren seit 1698 die Grafen von Wiser (Schreibweise selten auch: Wieser). Gräfin Elisabeth Dorothea von Wiser stiftete 1770 ein bis heute vorhandenes Taufgeschirr an die Protestantische Kirche in Friedelsheim. Die aus einer streng reformierten Familie stammende Elisabeth Dorothea von Degenfeld-Schomberg hatte gegen den Willen der Eltern 1751 den katholischen Grafen Carl Joseph von Wiser geheiratet, blieb aber protestantisch. / Im Gefolge der Französischen Revolution verlor die Grafenfamilie ihren gesamten Grundbesitz - die Einwohner von Friedelsheim gewannen ihre Freiheit und wurden aus der Leibeigenschaft entlassen. / Im Bildfeld finden Sie Fotos, die die historische Aufstellung der Gitterstühle zeigen. /
Der heute in der Sammlungsausstellung "Luther, die Protestanten und die Pfalz" ausgestellte Pfarrstuhl war ursprünglich farbig gefasst und wurde erst nach seiner Abgabe an das Museum, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, abgelaugt. [Ludger Tekampe]