Die Medaille erinnert an die Gründung der Dritten Französischen Republik am 4. September 1870. Noch während des Deutsch-Französischen Krieges, unmittelbar nach der Niederlage in der Schlacht bei Sedan (1./2. September) und der Gefangennahme Napoleons III. wurde in Frankreich wieder eine Republik ausgerufen. Ursprünglich sollte die Republik nur als Übergangslösung dienen und es gab Pläne zur Wiedereinführung einer konstitutionellen Monarchie. Die Dritte Republik erwies sich dann jedoch ungeachtet zahlreicher Krisen und des Ersten Weltkrieges langlebiger als erwartet und endete erst 1940 mit der Okkupation weiter Teile Frankreichs durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Die Personifikation der Republik Frankreich auf dem Avers der Medaille setzt sich von der mit der Revolution assoziierten Marianne mit der Jakobinermütze ab: Die offenen Haare sind geflochten und hochgesteckt, anstelle der Jakobinermütze trägt sie einen Ährenkranz auf dem Haupt. Sie ist Ceres, der römischen Göttin der Fruchtbarkeit nachempfunden. Für die Medaille wurde ein Entwurf von Eugène André Oudiné (1810-1887) aufgegriffen, der eigentlich für Münzen der Zweiten Republik gedacht gewesen, jedoch nicht umgesetzt worden war. 1848 hatte die damals provisorische Regierung einen Münzwettbewerb ausgerufen, um der neuen Republik auf den französischen Münzen ein neues "Gesicht" zu verleihen. Oudiné hatte den Wettbewerb gewonnen, doch der Entscheidungsprozess hatte sich so sehr verzögert, dass die Gründung des Zweiten Kaiserreiches dazwischen und das Bildnis Napoleons III. auf die Münzen kam. [Johanna Kätzel]