Nach 1967 entwickelte Klinger einen linienbetonten Malstil mit flächigem, manchmal fast zweidimensionalem Farbauftrag. Die unten stehenden Arbeiten entstanden zwischen 1967 und 1971. Die an Darstellungen des Primitivismus erinnernden Götzenbilder und Dämonen erscheinen hier als Boten des Unbewussten und Verdrängten, welche sich der Kontrolle des Verstandes hartnäckig entziehen. Die Bilder aus einem indigenen Stammesleben sind detailreicher und kleinteiliger konzipiert; sie bilden ein Amalgam aus Primitivismus, Pop-Art und expressiver Comic-Zeichnung (10-73, 10-74, Hahn-Opfer).
Gleichnishaft muten die Bilder der 10-79-Serie an. Sie zeigen in leuchtenden Farben sexuelle Freizügigkeit und bacchantische Rituale, dann kühlt die Farbgebung spürbar ab und erzählt von einem Urteil ohne Gerechtigkeit und dem Schlaf der Toten. Die Darstellung der Gesichter erinnert stellenweise an die Sakralkunst der 70er Jahre.
Sinnlich und lebensfroh begegnen uns dagegen die "Menschen am Strand". Hier ist die Abstraktion gesteigert: Es gibt keinen rechten Winkel, die Linien sind nur Schwung und Kurve, die Flächen organisch gerundet, gemalt in den glühenden Farben von Sonne und Sand.
Die Bilder von "Willi und seine Beiden", dem "Kunsthändler" und dem "Mann mit Frau und Zigarre" ergeben zusammen eine augenzwinkernde Halbweltparodie.
In den an kubistische Darstellung erinnernden Bildern 10/80-10/83 verkehrt sich die Abstraktion der Strandbilder in ihr formales Gegenteil. Sie bestehen nur aus geometrischen Flächen und Winkeln, die sich wie Wahrnehmungssplitter zur Vorstellung eines gegenständlichen Objekts zusammenfügen.