Der Maler signierte das Bild "Joachim Beuckelaer F 1569". Er beschränkt das Thema , die Erzählung von Christus im Hause von Maria und Martha (Lukas 10), auf einen Ausschnitt im Hintergrund. Der Betrachter sieht das biblische Geschehen aus der Perspektive der Küche. Vor seinen Augen türmt sich ein Stillleben von Früchten, Gemüse und toten Tieren in buntem Durcheinander (Traube, Pfirsich, Apfel, Melone, Pflaume, Zitrone, Gurke, Kürbis, Artischocke, Tiere, Schnepfe, Stockente, Amsel, Rebhuhn, Buchfink, Kaninchen, Karpfen, Rotfeder, Hecht, Hering, Lachs). Das Küchenmotiv erklärt sich aus der Verkehrung des Bildthemas.
Christus trifft Martha. Sie lädt ihn ein in ihr Haus, das sie zusammen mit ihrer Schwester Maria bewohnte. Maria setzt sich zu Jesu Füßen und lauscht seiner Rede. Martha bereitet in der Küche ein Mahl. Es gefällt ihr nicht, dass die Schwester ihr nicht zur Hand geht. So beschwert sie sich bei Christus. Der aber entgegnet ihr: "Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe; eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden."
Das biblische Gleichnis bekräftigt die soziale Ungleichheit als gottgewolltes Schicksal, in das der Mensch sich fügen soll. In der Renaissance wurde es zunächst im Sinne des Humanismus ausgelegt. Christoforo Landino (1424-98) bezog es auf den von dem Römer Cicero (106-43 v.Chr.) dargelegten Gegensatz zwischen Muße (otium) und Tätigkeit (negotium). Er verwendete dafür die Begriffe vita activa und vita comtemplativa. Maria verkörperte das beschauliche, der Muße ergebene Dasein. Martha stand für das tätige Leben. Sie war auch die Schutzpatronin der Hausfrauen, Dienstmägde, Köchinnen und Gastwirte.
Joachim Beuckelaer und sein Onkel Pieter Aertsen (um 1509 - 1575) malten in Antwerpen viele Bilder dieser Art. In Küchen oder auf Märkten angehäufte Lebensmittel füllen sinnebetörend den Vordergrund, wogegen das biblische Thema in den Hintergrund tritt. Schon Erasmus von Rotterdam (1469-1536) hatte die weltliche Interpretation des Themas Christus bei Maria und Martha aus der Sicht des christlichen Humanisten kritisiert; dem Publikum gefiel sie.