Im Mittelpunkt der Darstellung sieht man Orpheus, den mythischen Sänger der Antike beim Harfenspiel. Seine Mutter war die Muse Kalliope. Von Apollo erhielt er eine Lyra zum Geschenk. Sein Gesang und sein Leierspiel übte Macht auf alle Geschöpfe aus. Er bezaubert Götter Menschen, Tiere, ja sogar Pflanzen und Steine (Ovid XI, 1,2). DieTiere sind um ihn versammelt, angelockt von der Musik. Sie scheinen herbeizuströmen, um andächtig dem Saitenspiel zu lauschen. Die Macht der Musik wird augenfällig. Seekatz verlegt den Ort des Geschehens in einen dunklen Wald mit einen Ausblick au eine helle Landschaft am rechten Bildrand. Verbreitetes Motiv des 17. und 18. Jahrhunderts.
Johann Conrad Seekatz wurde von seinem älteren Bruder Johann Ludwig Seekatz (1711–1783) angelernt. Bide übernahmen 1747 einen Auftrag zur Dekoration der Orgelempore in der Bergkirche Osthofen, den sie gemeinsam ausführten. Ab 1753 war Johann Conrad Seekatz als Hofmaler in Darmstadt tätig. Außerdem verkehrte er in Frankfurt am Main mit Goethes Vater und malte dessen Familie. Sein Repertoire umfasste kleinformatige religiöse, mythologische und Historienbilder. Seekatz malte aber auch realistische Genrebilder aus dem bürgerlichen Milieu und Landschaften in niederländischer Art.