Pfeifenkopf aus Meerschaum (nachgedunkelt) mit aufklappbarem Silberdeckel. Der Pfeifenkopf zeigte eine geschnitze Darstellung eines Waldes mit Hirsch und Hirschkuh. Die Halterung des Pfeifenstiels (fehlt) ist als Fisch gestaltet. Der Stiel ist im geöffneten Maul des Fisches befestigt.
Einer der bekanntesten Rohstoffe zur Herstellung von Pfeifenköpfen ist ein eher seltenes Mineral aus der Gruppe der Silikate, das Sepiolith. Sein wissenschaftlicher Name beruht auf der Annahme, das sedimentäre Material sei aus Tintenfischknochen (Sepia) entstanden. Auf den europäischen Märkten hielt sich jedoch der volkstümliche Name Meerschaum, mit dem die deutschsprachigen Händler das Naturprodukt aus Anatolien bezeichneten. In Knollenform abgebaut, gelangte das gehärtete, in Milch gekochte und vorsichtig getrocknete Material über Konstantinopel und Ungarn in die deutsche Städte. Aufgrund seiner besonderen Eigenschaften, leicht zu bearbeiten, geringes Gewicht und saugfähig, wurde Meerschaum vorwiegend zu Pfeifenköpfen und Zigarettenspitzen verarbeitet. Seine Struktur erlaubt ein besonders trockenes und kühles Rauchen.
Wahrscheinlich sind die ersten rohen Pfeifenköpfe um 1740/50 von der Leipziger Messe in das lippische Lemgo gelangt. Innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelte sich hier ein florierendes Meerschaumpfeifenhandwerk. Lemgo war neben Wien und Nürnberg eine der wichtigsten Produktionsstätten für Meerschaumpfeifen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts konnten die Lemgoer Pfeifenmacher aber nicht mehr neben jenen Produktionsstätten bestehen, die unechte, billigere Massa-Meerschaumpfeifen aus Spänen und Abfällen produzierten.