Der ursprünglich aus Landau stammende, zweitürige Schrank ist mit reicher Marketerie mit Details aus Perlmutt versehen. Die beiden Türfüllungen sind mit Bandelwerk und Akanthusranken sowie mit figuralen Darstellungen geschmückt: Links ist unter einer Kartusche mit den Lilien der Bourbonen, der französische König zu Pferde zu sehen und rechts, unter einer Kartusche mit dem Doppeladler, der deutsche Kaiser, ebenfalls zu Pferde. Die Herrscherdarstellungen werden von salomonischen Säulen flankiert. Der Überlieferung nach soll der Schrank 1743 in Landau als Meisterstück angefertigt worden sein. Dies entspräche der Vorliebe für den zweitürigen Kleiderschrank als Objekt für Meisterstücke im 18. Jh. Das für die erste Hälfte des 18. Jh. typische Bandelwerk unterstützt die Datierung. Die Gegenüberstellung des französischen und des deutschen Herrschers spiegelt sicherlich die wechselhafte Geschichte Landaus wieder, das durch mehrmalige Eroberungen und Rückeroberungen abwechselnd zu Frankreich und zum Heiligen Römischen Reich gehörte. Von der Form her stellt der Schrank einen in der Ausprägung etwas zurückgenommen Vertreter des so genannten Wellenschranks dar. Der gegen Ende des 17. Jh. in Frankfurt entwickelte Typus verbreitete sich um und nach 1700 rasch im gesamten Rhein-Main-Gebiet. Der Grundtypus ist ein zweitüriger Schrank ohne Schubladen in der Sockelzone und mit geradem Giebel. Anstelle architektonischer Gliederungen wie Säulen und Pilastern treten vertikale Wülste und Hohlkehlen. Sockel und Aufsatz erhalten horizontale Wellengliederungen. Die malerische Wirkung wird häufig noch durch eine starke Maserung des Furniers verstärkt. [Johanna Kätzel]