Diese Muschelklappe befand sich zusammen mit der zugehörigen anderen Hälfte (Inv.-Nr XI 17) im Babelsberger Arbeitszimmer Wilhelms I., auf der Innenseite mit Perlmutter, außen mit der Aufschrift "Deutsche Schooner Minna". Das Handelsschiff "Minna", ein 142 Tonnen Bramsegelschoner, fischte Anfang der 1870er Jahre unter dem deutschen Kapitän Hermann Leopold Schück, der gemeinsam mit seinem Steuermann Friedrich Ferdinand Karstens Inhaber des Schiffes war, vor den Sulu-Inseln nach Perlmutter. Damals brachte eine Tonne des begehrten Handelsgutes in Singapur ca. 250 Pfund bzw. 950 Dollar ein.
Um die Vorherrschaft über die zwischen Borneo und den Philippinen gelegenen, relativ wohlhabenden Inseln in der Sulu-See stritten außer den Spaniern auch die Niederlande, England und das Deutsche Reich. Dabei ging es um koloniale Interessen, geschützte Handelstützpunkte und Protektoratszonen. Zwischen dem Sultan von Sulu und Preußen bzw. später dem Deutschen Reich gab es politische und Handelsbeziehungen. Schon nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 war Preußen bestrebt, in diesem Gebiet (dänische) Kolonien zu nehmen.
Kapitän Schück war mit dem Sultan von Sulu befreundet und betätigte sich eigenmächtig als Diplomat. So regte er den Sultan an, 1872 einen Brief an Bismarck zu schreiben. Darin bat der Sultan - wie schon einmal 1866 - um deutsche Hilfe gegen die spanische Handelsblockade und versprach im Gegenzug Gebietsabtretungen an das Deutsche Reich. Begleitet wurde das Schriftstück von einem kostbaren Geschenk: Perlen. Kaiser Wilhelm I. antwortete, dass die diplomatischen Umstände in Europa ein deutsches Eingreifen nicht ermöglichten und sandte als Gegenpräsent einen Dolch mit silberner Scheide, eine Büste des Kaisers sowie eine Kristallvase.
Ende Oktober 1875 wurde die "Minna" von den Spaniern an der Südseite der Insel Siasi, wo sie geankert hatte, sichergestellt und nach Manila geschleppt. Nach Bekanntwerden der Beschlagnahme forderte der kaiserliche Gesandte in Madrid, Graf Paul von Hatzfeldt, die sofortige Herausgabe von Schiff und Ladung, was die spanische Regierung allerdings erst im Februar 1876 veranlasste. Von Frühjahr bis Herbst 1876 hielt sich Kapitän Schück in Deutschland auf, wo er dem Auswärtigen Amt eine Denkschrift über Sulu sowie Perlen für Kaiserin Augusta überreichte. Der Kaiser revanchierte sich mit einer goldenen Uhr für den Sultan. Zu einem Kauf von Sulu kam es aber nicht.
(Literatur: Schult, Volker: Wunsch und Wirklichkeit. Deutsch-philippinische Beziehungen im Kontext globaler Verflechtungen, 1860-1945, Berlin 2008, S. 24-50)
Silke Kiesant