In der Zen-Malerei (zenga) gibt es neben Darstellungen von Zen-Patriarchen wie der des indischen Mönchs Bodhidharman auch einfache, von Aphorismen (san) begleitete Tuschezeichnungen. Diese san vermitteln oft einen Hinweis auf die Bedeutung des Gemalten. Auf den ersten Blick sehen viele dieser Zen-Malereien wie unüberlegte Kritzeleien von Laienkünstlern aus. Sie bleiben ohne ein tieferes Verständnis des "zen" und des begleitenden "san" nicht nur dem westlichen, sondern auch dem japanischen Betrachter rätselhaft. Ein Flaschenkürbis mit einer Kumme und einem Ahornzweig in Kombination mit dem Aphorismus „Auf dem Heimweg werfe ich diesen Kürbis weg“ (Kiro kono hisago o taosu) ist das Thema dieser Hängerolle. Der Maler Taizan (1813–1869) signierte das Bild mit „Taizan hat es betrunken gezeichnet“ (Taizanjin suichû shai). Im Alltag verwendete man Kürbisse dieser Art unter anderem zur Aufbewahrung von Sake, und schon in alten Aufzeichnungen von chinesischen Zen-Überlieferungen steht der Flaschenkürbis metaphorisch für die Wahrheit, welche in dem Menschen selbst zu suchen ist. Der Ahorn ist ein jahreszeitliches Symbol für den Herbst. Charakteristisch für die Zen-Malerei ist die geforderte aktive Beteiligung der Betrachter, indem sie ihm Raum für seine individuelle Interpretation lässt. So ist es denkbar, dass Taizan noch im betrunkenen Zustand zu der Erkenntnis kam, dass mit Hilfe von Alkohol nicht die Wahrheit zu finden ist und erst recht nicht die vom Zen-Buddhismus angestrebte spontane Erleuchtung erlangt werden kann. (Text: Christine Klenke)
Schenkung aus der Sammlung M. und G. Czichon, 2009.