Original: Deutsch
Mehlis: Studien zur ältesten Geschichte der Rheinlande
VII. Abt. 1883 S.29 ff.
4.Archäologische Funde bei Dürkheim.
An der Nordostspitze des Schlammberges, 2 Kilometer nord-west-
nördlich von Dürkheim, wo von der Kallstadter Ziegelhütte ein enges
Thälchen zum Forsthaus Weilach und zum Ringmauerdefilée in den Bunt-
sandstein einschneidet, liess Kaufmann A. Hammersdorf im März 1883 alte
Weinberge "umbrechen", d.h. 8-10 Fuss tief urbar machen. Bei diesen Ar-
beiten stiess man am Hange des Berges, von dem man eine weite Aussicht
auf das Isenachthal und in die Rheinebene geniesst, in einer Tiefe von
1 bis 1 1/2 m auf eine Brandschicht, die sich von Südwest nach Nordost
zieht. Dieselbe wird zumeist von Holzkohlen gebildet und zeigt sich
durchsetzt von einzelnen hochroten Backsteinbrocken und Hohlziegeln.
Unter ihr lag eine Reihe von Gefässtrümmern, welche zu gröberem und
feinerem Geschirr gehörten und ohne Zweifel römischen Ursprungs sind.
Bezeichnend sind gelbliche Gefässtrünmer mit starken Riefen, ferner
Randstücke einer grossen Milchschüssel, wie sich deren ähnliche in der
Sammlung des Altertumsvereins zu Dürkheim aus römischen Niederlassungen
vorfinden. In dieser Schicht lag ein wohlerhaltenes Mittelerz des Kai-
sers Domitian aus dessen sechstem Konsulate (das "C" nach "N" bildet
den ersten Buchstaben von “Censor", wie wir aus der Vergleichung mit
andern Münzen des Domitian in Gernsheims reichhaltiger Sammlung kon-
statierten). Nach der Signatur T P (= Trevoris percussum) war es zu Trier
geprägt. In unmittelbarer Nähe der bronzenen Römermünze lag gleichfalls
unter der Brandschicht eine Platte quer im Detritum. Dieselbe war am
Haupt und Lager abgespitzt, an den Endseiten gestossen und hatte eine
Länge von 1 m, eine Breite von O.55 m, eine Höhe von etwa 0.30 m. So ziem-
lich in ihrer Mitte standen die Buchstaben
LXIIIIF
(letzterer Buchstabe scheint verstümmelt gewesen zu sein). Die Buchsta-
ben waren senkrecht und quadratisch und bei einer Länge von 12 cm auf
1 cm Tiefe deutlich eingehauen. Leider wurde der Stein zu landwirtschaft-
lichen Zwecken zerschlagen. Am südlichen Ende von Hammersdorf's Grund-
stück zog sich in der Nähe dieses Fundplatzes von Ost nach West eine
Fundamentmauer, deren Bruchsteine mit besonders hartem Cement verbun-
den waren. Man konnte sie auf eine Länge von 4 m verfolgen. Nehmen wir
hinzu, dass hier das Brunnenhaus der Bornthaler Wasserleitung steht und
oberhalb eine frühmittelalterliche Befestigung aus Bossenquadern sich
erhob, so sind die topographischen Grundrisse des Platzes festgestellt.
Nach allen Fundstücken haben wir es hier mit den Rudera einer frührö-
mischen Ansiedelung zu thun, deren Bau frühzeitig durch Feuer zu Grunde
ging. Möglich, dass die Inschrift auf die zeitweise Anwesenheit einer
Abteilung der XIV. Legion Gemina sich bezieht, welche gerade unter Domi-
tian am Rhein in Obergermanien stand (vgl. Brambach: Codex Inscript.
Rhenan., praefatio p. IX-X). Sollte aber diese Vermutung nicht zutreffen,
so haben wir jedenfalls die Reste einer römischen Niederlassung vor
uns, welche, wie die auf dem "Weilberg“ bei Ungstein an einer gesicher-
ten und zugleich dominierenden Stelle lag (über den Weilberg vgl. Mehlis
"Studien" VI. Abth., S. 56-64). Auch eignet sich der Boden ringsam zu er-
giebigem Anbau.
Man beachte ferner, dass der verstorbene Louis Fitz 1855 ganz in
der Nähe, etwa 200 m nach Osten auf dem Kopner, beim Anlegen der zur
"Ziegelhütte" gehörigen Weinberge mehrere Grabstätten bloslegte, deren
Inhalt (Gefässe und Eisengeräte, römische Fibel, Lämpchen usw.) entschie-
den römisch-provinzialen Ursprungs ist. Die Gräber waren hier meistens
aus Thonplatten gebildet, wie zu Zweibrücken, Eisenberg, Kindenheim- und
an andern Orten der Pfalz. Innerhalb dieser standen die grösseren Aschen-
urnen und die kleineren Beigabengefässe. Ander Aschenbehälter standen
ohne weitere Bedeckung im blossen Boden. Unter den Fundstücken, welehe
alle im Besitze der Frau louis Fitz zu Dürkheim sind, ragt hervor eine
(Fortsetzung fehlt)