Bügelschlösser in Tierform sind im Iran weit verbreitet. Die Palette der dafür verwendeten Motive ist groß. Nicht immer ist dabei klar zu entscheiden, um welche Tierart es sich handelt. Es gibt Schlösser in Löwen-, Pferde-, Hasen-, Ziegen- oder Vogelform. Auch die Fischform ist sehr beliebt.
Schlössern kommt, besonders im schiitischen Iran, neben der Funktion des sicheren Verschließens noch eine weitere wichtige Bedeutung zu, denn ihnen wird nicht zuletzt auch magische Wirkung unterstellt. Sie stehen daher sinnbildhaft für das Einhalten von Verträgen entweder mit einem anderen Menschen oder auch mit Gott und damit für die feste, unverbrüchliche Bindung an bestimmte Menschen und an Gott. Sie werden in diesem Sinne auch als Talisman in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet, um zum Beispiel Eheglück zu besiegeln, Frühgeburten zu verhindern oder den Mund des Verleumders zu verschließen. An den Gittern um Heiligenschreine bringt man Schlösser an, um Wünsche und Hoffnungen zu besiegeln, indem man sozusagen einen Vertrag mit Gott oder der geheiligten Person abschließt. Daneben wird Schlössern eine apotropäische Wirkung zugeschrieben, die durch Inschriften und Zeichen verstärkt werden kann. (Text: Reingard Neumann)
Schenkung von Ph. Walter Schulz, Berlin, 1907. 1899 in Schiraz erworben.