Dem sitzenden Adam wird von einer stehenden Eva ein Apfel gereicht, der unlängst und gegen ein ausdrückliches Verbot Gottes vom Baum der Erkenntnis über den beiden Figuren gepflückt wurde. Die Schlange, deren Einflüsterungen Eva letztlich erlegen sein soll, windet sich um den Stamm und streckt ihren Kopf durch die Baumkrone.
In dieser Form ins Bild gesetzt, kann davon ausgegangen werden, dass die Gruppe ursprünglich im Mittelpunkt eines Paradiesgartens stand. Solche Darstellungen des Garten Edens reichen in der erzgebirgischen Volkskunst bis an den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Spätestens ab Mitte des 19. Jahrhunderts kommt es zu einer immer engeren Verknüpfung des Paradiesgartens mit den sich nun immer weiter verbreitenden Weihnachtspyramiden. Mit der Zeit wird auch das Sujet des Sündenfalls mehr und mehr an den Rand gedrängt. In privaten Wohnzimmern feiern blühende, mit zahllosen Tieren bevölkerte Gärten das Leben, während Adam und Eva nach und nach das Paradies verlassen.
Die vorliegenden Figuren entstanden mit einiger Sicherheit um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Sündenfallszene bildete zusammen mit einer Reihe weiterer, sehr alter Massefiguren einen Paradiesgarten zu einer in den Jahren 1846 bis 1848 in Meinersdorf bei Thalheim gefertigten Pyramide. Eine Produktion von Massefiguren ist zu dieser Zeit für Scheibenberg belegt. In der "Kuntze-Fabrik" wurden bis 1848 Massefiguren gefertigt. Nachdem der Betriebseigner Sachsen im Jahr 1848 verlassen hatte, fuhr die ortsansässige Familie Mothes in kleinem Rahmen mit der Produktion fort.