Bei diesem Exponat handelt es sich um den sogenannten Bottroper Bücherkorb. Der Korb wurde bei einer Hausräumung im Jahre 1989 auf einem Dachboden in Bottrop (NRW) gefunden. Darin befanden sich 150 sorgfältig verpackte jüdische Bücher und Zeitungen.
Warum dieser Bücherkorb auf dem Dachboden in der Kirchhellener Straße landete, ist bis heute unklar. Unklar ist auch, wie die Zusammenstellung dieser Büchersammlung im Korb zustande kam. War es eine Art "Gemeinde-Bibliothek" oder waren die Bücher in Privatbesitz? Rekonstruieren ließ sich über einige Namenseintragungen in den Büchern jedoch, wer die Bewohner des Hauses in Bottrop waren.
Eigentümer des Hauses war Familie Dortort. Ab 1940 wurden dort weitere jüdische Familien zwangsweise einquartiert - die Nationalsozialisten machten das Haus zum sogenannten "Judenhaus". Vor ihrer Deportation im Januar 1942 haben die Bewohner den Weidenkorb mit den Büchern wohl auf dem Dachboden versteckt. Da niemand von ihnen die Shoa überlebte, blieb der Korb so lange unentdeckt.
Bei einer Auktion wurde der Bücherfund zunächst von der Essener Synagoge ersteigert, der Bestand erforscht und eine Ausstellung konzipiert. Wenig später kaufte das Jüdische Museum Westfalen den Korb für die Ersteigerungssumme ab und integrierte ihn in die Ausstellung.
Bei den einzelnen Büchern des Bücherfundes handelt es sich vor allem um liturgische Bücher und religiöse Auslegungsliteratur, wie Gebetbücher, Pessacherzählungen und Bibelausgaben. Darunter sind ein bemerkenswertes Exemplar des „Führer der Verirrten“ (More Newuchim) von Maimonides (1135-1204), eine Pentateuch-Ausgabe in der Übersetzung von L. H. Loewenstein sowie unterschiedliche Ausgaben des "Schulchan Aruch", einem Buch zu jüdischen Gebräuchen und Geboten.
Daneben befanden sich in dem Korb auch einige Werke zum Zionismus sowie mehrere Bücher zum Erlernen von Sprachen, wie Spanisch und Hebräisch. Beides diente wohl zur Vorbereitung auf eine geplante Auswanderung.