Totenbettlade, wahrscheinlich aus Neufra bei Riedlingen. Wohl ursprünglich eine gemeindeeigene (?) Bettstatt, die jeweils in ein Sterbehaus ausgeliehen wurde, um den dort liegenden Toten bis zur Bestattung aufzubahren.
Die Bemalung an der Seite verweist mit Totenkopf, Leichenzug, Friedhof weist allegorisch auf die Vergänglichkeit (Vanitas) des Menschen hin. Kopf- und Fußende sind offenbar später bemalt; das Kopfende an der Bettlade vielleicht in Zweitverwendung.
Die komplexe allegorische Darstellung auf dem Seitenbrett zeigt einen Friedhof unter dem Paradiesbaum mit Schlange und Apfel. Von beiden Seiten drängen Menschen auf den Begräbnisplatz. Links, geführt von einem Krüppel mit Stundenglas auf dem Kopf, die katholische Seite mit Kaiser und Papst, rechts, die Protestanten, dargestellt als Niederländer, die durch ihre Kleidung und die Schiffe im Hintergrund gekennzeichnet werden. An dem Friedhof wacht ein Priester an einem offenen Sarg (mit der Aufschrift "Pro te/vor dich"), zu seine Füßen eine Grabplatte mit dem Spruch "huc properamus omnes/Dorthin zillen [zielen] wir alle". Der Priester spiegelt die konfessionelle Parität indem er die Stola unter der Pellegrina trägt, dafür am Hals ein Beffchen umgebunden hat. Aus Paritätsgründen erscheint auch das Standkruzifix in der Bildmitte doppelt – einmal mit und einmal ohne Maria.
Flankiert wird die Darstellung durch zwei Janusköpfe: Links ein Greisen- und Jünglingsgesicht, beide schlafend (dem Jüngling wachsen Flügel; vielleicht um anzudeuten, dass der tot ist), rechts ein lebendes Gesicht in Kombination mit einem Totenschädel, verbunden durch eine Schlange. Links unter dem Januskopf eine Sense mit der Aufschrift "Christiano Crastinum non est/Den morgigen Tag hat ein Christ nit zu erwarthen".
Der Altertumsverein erwarb dieses kostbare Stück 1917 von dem Bildhauer Gabriel Lämmle (1851-1925), der damals in Neufra wohnte.