Neben dem Porzellan war der ostasiatische Lack Auslöser für die europäische Chinoiserie-Begeisterung ab dem 17. Jahrhundert. Schwarzlackteller mit Goldbemalung fanden Eingang in fürstliche Sammlungen und Kabinette und wurden als Exportlack mitunter schon in Japan mit den Wappen der betreffenden Auftraggeber dekoriert. Japanische Lackarbeiten wurden über Holland gehandelt, und auf diesem Weg kamen auch Teller wie dieser in die Sammlung von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen ins Holländische Palais in Dresden, das 1722 in Japanisches Palais umbenannt wurde. In Europa gab es vielfältige Bestrebungen, die ostasiatischen Lacke nachzuahmen. Solche Kopien erstellten Anfang des 18. Jahrhunderts beispielsweise die Werkstatt von Martin Schnell in Dresden und der Belgier Gérard Dagly in Berlin. Eines der erfolgreicheren Produkte war der „Vernis Martin“ der Pariser Gebrüder Martin. Doch auch deren Rezepturen erreichten nie die Materialqualität von "urushi", der nach dem Aushärten eine hochglänzend-transparente, lösungsmittel- und temperaturbeständige Schicht ergibt. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
Schenkung der Erben von Margarete Graul, Leipzig, 1956. Ehemals Sammlung Richard Graul, Leipzig. Ursprünglich königlich-sächsischer Besitz (Holländisches Palais, Dresden).