Zur Serie: "Dresden - Tektonik der Erinnerung"
Besonders verbunden war Christian Borchert seiner Heimatstadt Dresden, der er sich schon seit seiner Kindheit fotografisch widmete. Nachdem er als Zwölfjähriger 1954 seine erste Amateur-Kamera geschenkt bekam, unternahm er Streifzüge durch die zertrümmerte Dresdner Stadtlandschaft. Dabei begleitete er zum Beispiel auch den Wiederaufbau, vor allem den der Semperoper und der Frauenkirche im Bild.
In der Arbeit mit diesen frühen und neuen Fotografien entstanden verschiedene Serien zu diesem Thema. Besonders herausstechend ist die Serie "Dresden- Tektonik der Erinnerung“´, zu deren Schau 29 Fotografien Dresdens aus den Jahren 1991/92 gehören. Grundlage dafür bot ein Stipendium der Stiftung Kulturfonds Berlin im Jahre 1992 mit dem Ziel einer fotografischen "Bestandaufnahme der baulichen Situation Dresdens“. Neben diesen dokumentarisch motivierten Stadtbildern entstanden aber auch zahlreiche atmosphärische Nachtaufnahmen mit starken Licht und Schattenpartien, in denen das von Borchert sonst oft festgehaltene, aktive Alltagsgeschehen fast gänzlich einsamen, urbanen Ansichten weicht. So fand er, dem Titel der Serie folgend, künstlerisch neue Bewegungsrichtungen. (vgl. Borchert 2020, S. 47f, S. 360f)
Zum Motiv: "Käthe-Kollwitz-Ufer"
Deutlich treten nachts im Licht der Straßenlaterne die schmiedeeisernen Streben eines Zauns hervor, der zu einem Gartengrundstück am Dresden-Blasewitzer Käthe-Kollwitz-Ufer gehört. Die Querstreben dieses kunstvoll ausgestalteten Zauns verlaufen in einer Wellenform. Die Tiefen sind mit plastischen Ornamenten verziert. Im Gegensatz dazu verschwindet der Fußweg fast völlig im Dunkeln, während im regelmäßigen Abstand die Laternen einen Lichtkegel auf den Boden und an den Zaun werfen. Die Bäume sind nur dunkle Schatten, in einer menschenleeren Umgebung.