Paul Goesch hinterließ ein umfassendes farbiges Werk figürlicher Malerei, welches im Besonderen nach seinen schlimmen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg eine symbolisch aufgeladene Expressivität erfuhr. Neben alltäglichen und architektonischen Motiven widmete er sich auch religiöser Thematiken. In dieser Weise schuf er für die 2. Mappe des dritten Jahrgangs der Zeitschrift "Die Schaffenden" die Lithografie "Madonna". Vor einer Portal-ähnlichen Architektur wurde das Brustbild der Heiligen Maria gesetzt, die mit einer Krone auf dem Kopf und einem gekreuztem Kettenhemd dem Betrachter frontal anblickt. Die Druckgrafik lebt durch ihre ornamentale Verzierung aus der das Gesicht der Madonna als helle Fläche stark hervorgehoben wird. Die Krone verweist auf die kunsthistorische und christliche Bildtradition der "Krönung Mariens", in der Maria als "Königin der Engel", "Himmelskönigin" und in den Himmel aufgenommene Mutter des Herrn versinnbildlicht wird. Die Verbindung mit der sakralen Architektur verweist auf die typische Verbildlichung der "Krönung Mariens" in den Tympana gotischer Kathedralen, so zum Beispiel am Südportal des Straßburger Münsters.